Gerd Gigerenzer: Klarheit im Zeitalter der Komplexität

Am 26. Februar 2025 lädt die Digital Academy of Behavioral Economics (ABEC) zu einer exklusiven und kostenlosen Online-Abendveranstaltung mit Gerd Gigerenzer ein. Der Vize-Präsident des Europäischen Forschungsrats und Leiter des Harding-Zentrums für Risikokompetenz an der Universität Potsdam zählt zu den einflussreichsten Entscheidungsforschern unserer Zeit. Mit seiner Theorie der einfachen Heuristiken hinterfragt er gängige Vorstellungen von Rationalität und stärkt die Risikokompetenz der Gesellschaft. Sein Lebenswerk zeigt: In einer komplexen Welt kann weniger oft mehr sein.

Gerd Gigerenzer: Klarheit im Zeitalter der Komplexität

Inmitten einer Welt, in der Komplexität und Unsicherheit den Takt angeben, steht ein Mann für klare Entscheidungen und visionäres Handeln: Gerd Gigerenzer. Seit Januar 2024 bekleidet er als Vize-Präsident des Europäischen Forschungsrats (ERC) eine Schlüsselfunktion in der wissenschaftspolitischen Landschaft Europas – und gestaltet mit einem jährlichen Budget von über zwei Milliarden Euro maßgeblich die Zukunft der Forschung. Als Mitgestalter der Finanzierungs- und Verwaltungsstrategie des ERC trägt er zudem die Verantwortung für die Überwachung und Sicherung der Qualität sowie Leistung der geförderten Projekte. Unermüdlich kämpft Gigerenzer für die Unabhängigkeit der Grundlagenforschung, treibt den innovativen Einsatz künstlicher Intelligenz im Begutachtungsprozess voran und engagiert sich für die Etablierung von Risikokompetenz als zentrales Bildungsziel in der EU. Dieses Porträt gewährt einen Einblick in das Wirken eines Mannes, der Europas Forschungslandschaft nachhaltig prägt.

Gigerenzer: Von Wallersdorf zur Forschungsspitze

Der 1947 in Wallersdorf geborene deutsche Psychologe zählt heute zu den einflussreichsten Denkern unserer Zeit – er hat unsere Vorstellung von menschlicher Entscheidungsfindung grundlegend verändert. Sein akademischer Weg begann an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er Psychologie studierte und 1977 promovierte. Nach seiner Habilitation 1982 führte ihn sein Weg über renommierte Institutionen wie die University of Chicago und die University of Virginia, bevor er nach Berlin kam, um als Direktor am angesehenen Max-Planck-Institut für Bildungsforschung zu wirken. Neben seiner Funktion als Vize-Präsident des Europäischen Forschungsrats (ERC) leitet Gigerenzer heute auch das Harding-Zentrum für Risikokompetenz an der Universität Potsdam.

Revolutionäre Idee: Weniger Regeln bringen mehr Entscheidungskraft!

Seine Forschung stellt gängige Vorstellungen von Rationalität und Entscheidungsfindung grundlegend infrage. Während viele glauben, dass mehr Informationen und komplexere Analysen zu besseren Entscheidungen führen, argumentiert er für die Kraft einfacher Heuristiken – mentaler Abkürzungen, die gerade in unsicheren Situationen effektiver sein können als aufwändige Berechnungen. „In einer unsicheren Welt kann weniger oft mehr sein“, betont Gigerenzer. Diese These widerspricht der klassischen Logik der Optimierung und zeigt, dass einfache Entscheidungsregeln unter bestimmten Bedingungen nicht nur praktikabler, sondern auch präziser sein können als komplexe Modelle. Seine Experimente untermauern diese Idee: So zeigte er, dass die „Take-the-Best“-Strategie – die sich nur auf den wichtigsten Hinweisreiz stützt – in vielen Fällen bessere Vorhersagen ermöglicht als datenintensive Verfahren. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die „Recognition Heuristic“. Ein Beispiel: In einer Studie bewerteten Probanden, die Stadtgrößen ausschließlich anhand ihres Bekanntheitsgrads einschätzten, diese präziser als statistisch aufwendige Algorithmen – ein eindrucksvolles Plädoyer für die Effizienz kognitiver Abkürzungen.

Ökologische Rationalität: Erfolg im Kontext

Gigerenzer prägte das Konzept des „adaptiven Werkzeugkastens“ – ein mentales Repertoire von Heuristiken, aus dem Menschen je nach Situation wählen können. Anders als häufig angenommen, sind diese Heuristiken nicht primär Fehlerquellen, sondern effiziente, adaptive Strategien, die in der passenden Umgebung hervorragende Ergebnisse erzielen. Im Gegensatz zur „Heuristiken und Verzerrungen“-Theorie von Daniel Kahneman und Amos Tversky, die Heuristiken vor allem als Auslöser systematischer Denkfehler sehen, hebt Gigerenzer die Bedeutung der „ökologischen Rationalität“ hervor. Diese Idee besagt, dass der Erfolg einer Entscheidungsstrategie maßgeblich von der Struktur der Umwelt abhängt, in der sie angewendet wird.

Das Einmaleins der Skepsis: Risiken greifbar machen

Ein weiterer Schwerpunkt von Gigerenzers Arbeit liegt in der Förderung der Risikokompetenz in unserer Gesellschaft. Er zeigt auf, dass selbst Experten – von Ärzten über Juristen bis hin zu Finanzfachleuten – oft Schwierigkeiten haben, statistische Informationen korrekt zu interpretieren und verständlich zu kommunizieren. In seinem Buch „Das Einmaleins der Skepsis“ demonstriert Gigerenzer, wie man komplexe Daten so aufbereiten kann, dass sie für jeden nachvollziehbar werden. Anstelle abstrakter Wahrscheinlichkeiten plädiert er für die Darstellung von Risiken in Form natürlicher Häufigkeiten. Dieses preisgekrönte Werk, das 2002 als Wissenschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet wurde, unterstreicht seine herausragende Fähigkeit, komplizierte Konzepte in eine klar verständliche Sprache zu übersetzen.

Kluge Bücher für komplexe Entscheidungswelten

Gigerenzers Werke haben breite Resonanz gefunden und wurden in 21 Sprachen übersetzt, darunter Bestseller wie „Bauchentscheidungen: Die Intelligenz des Unbewussten“ – ausgezeichnet als Wissenschaftsbuch des Jahres 2007 – und „Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft“ haben nicht nur ein großes Publikum erreicht, sondern auch die öffentliche Debatte über Entscheidungsfindung nachhaltig geprägt. Mit seinem neuesten Buch „Smart Management“, das jetzt im Februar 2025 im Campus Verlag erscheinen wird, richtet er sich gemeinsam mit seinen Co-Autoren Jochen Reb und Shenghua Luan direkt an Führungskräfte. Das Werk verspricht, praxisnahe Methoden für effektive Entscheidungsfindung in komplexen Situationen zu vermitteln – ein Thema, das in der heutigen, schnelllebigen Geschäftswelt von höchster Relevanz ist.

Die Intuition mit Mittelpunkt

Gigerenzer gehört zu den führenden Köpfen der Entscheidungsforschung – ein Ansehen, das sich in Ehrungen wie der Mitgliedschaft in der Leopoldina und der American Academy of Arts and Sciences manifestiert. Seine Expertise fand auch bei der Bank of England Anerkennung, mit der er im Projekt „Simple heuristics for a safer world“ daran arbeitete, komplexe Finanzentscheidungen durch den Einsatz einfacher, aber wirkungsvoller Heuristiken zu optimieren.

Doch Gigerenzers Einfluss geht weit über akademische Auszeichnungen hinaus. Seine Forschung zeigt, dass Intuition eine wichtige Rolle in Entscheidungsprozessen spielt. Er hebt hervor, dass es entscheidend ist, die eigenen kognitiven Grenzen zu erkennen und Unsicherheiten nicht zu vermeiden, sondern strategisch zu nutzen. In einer zunehmend datengetriebenen Welt bietet sein Ansatz eine fundierte Perspektive auf den Umgang mit komplexen Informationen.

Melden Sie sich jetzt für das exklusive und kostenlose Online-Event am 26. Februar 2025 an und erleben Sie Gerd Gigerenzer live. Nutzen Sie diese besondere Chance, um von einem der führenden Experten der Verhaltensökonomie zu lernen und wertvolle Einblicke in die praktische Anwendung seiner bahnbrechenden Theorien zu erhalten.

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