Verhaltensökonomische Ansätze für Digitalisierung im Journalismus: Interview mit Gerhard Fehr beim Mediengipfel Lech

Menschen seien nicht in der Lage journalistische Qualität einzuschätzen, sagte Gerhard Fehr (CEO FehrAdvice) in seiner Keynote beim 11. Mediengipfel in Lech (Österreich). Wie der digitale Journalismus auf Veränderungen reagieren muss, erklärt er in diesem Interview.

Herr Fehr, als Verhaltensökonom erforschen Sie den Menschen und sein Verhalten im wirtschaftlichen Kontext. Wie tickt der Mensch?

Die Verhaltensökonomie geht im Gegensatz zur klassischen Ökonomie davon aus, dass sich der einzelne Mensch irrational verhält und sich das in der Gruppe sogar noch verstärkt. Das ist mittlerweile auch zigfach empirisch belegt worden. Diese Erkenntnis ist besonders für Manager wichtig, damit sie nicht von einem falschen Menschenbild ausgehen. Auch in der Politik spielt das eine große Rolle. Nur so finden politische Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, auch in der Bevölkerung Zuspruch.

Was bedeutet das für Journalismus im Allgemeinen und für den digitalen Journalismus im Besonderen?

Das muss man im Kontext sehen: Was passiert mit dem Leser, was passiert mit dem Fernsehzuschauer, was passiert mit dem Facebook-User? Als Verhaltensökonom fragen wir nicht aus der Perspektive des Journalisten, wir schauen uns die Zielgruppe an. Die strategische Frage lautet deshalb: Wie kann und soll der Journalismus auf die Veränderung reagieren? Wie kann man Journalismus wieder verwertbar machen?

Wir haben einen starken „motivated belief“, will heißen, dass wir ein Medium aufgrund seiner Qualität konsumieren. Das ist aber nur eine Teilwahrheit. Menschen sind gar nicht in der Lage, journalistische Qualität einzuschätzen – der User würde eine erhöhte Qualität gar nicht wahrnehmen.

Wie wir dieses Problem lösen, wissen wir nicht. Es ist ein neues Phänomen. Wir brauchen Experimente und Kreativität. Das will die Verhaltensökonomie leisten, angewandt auf die Probleme der Medienindustrie. Wenn wir die verhaltensökonomischen Prinzipien heranziehen, könnten schnell Lösungen gefunden werden

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