Mitarbeiter des Monats, Top Salesperson: Es existieren – vor allem in den USA – zahlreiche Ansätze, fleissige Angestellte in den Vordergrund zur rücken und damit die Arbeitsmoral zu steigern. Besonders beliebt sind diese Preise bei Arbeitgebern auch, weil sie auf den ersten Blick wenig bis nichts kosten.
Eine neue Studie von Timothy Gubler, Ian Larkin und Larkin Pierce konzentriert sich nun auf mögliche Nebenwirkungen dieser Auszeichnungen. Und darin stellt sich heraus, dass die Auszeichnungen nicht immer den gewünschten Effekt haben.
Als Grundlage dienten den Forschern die Anwesenheitsdaten von 276 Arbeitern, tätig in fünf Filialen einer Grosswäscherei im amerikanischen Mittelwesten. In einer der Niederlassungen wurde neun Monate lang ein Motivationsprogramm implementiert, die anderen Filialen dienten als Kontrollgruppe. Im Mittelpunkt des Interesses standen die Auswirkungen des Programms auf die Anwesenheiten sowie die jeweilige Produktivität der Arbeiter.
Wer ein Monat lang pünktlich war, also nicht unentschuldigt fern blieb oder seine Schicht zu spät antrat, durfte an einer Ziehung teilnehmen, die dem Gewinner einen Restaurant-Gutschein über US$ 75,- bescherte. Wer sechs Monate lang nach den Regeln spielte, konnte an einer weiteren Ziehung teilnehmen. Der Gutschein war in diesem Fall dann US$ 100,- wert.
Hauptsache nicht disqualifiziert
Es zeigte sich, dass die Einführung des Preises tatsächlich die Tendenz senkte, zu spät zur Arbeit zu kommen. Ein langfristiger Effekt war damit allerdings nicht verbunden, im Gegenteil: Mit dem Gewinn vor Augen legten sich die Arbeiter unterschiedliche Spielstrategien zurecht. Wer früher eher spät oder gar nicht zur Arbeit gekommen war, kam nun in letzter Sekunde, um nicht disqualifiziert zu werden.
Besonders interessant war allerdings, dass bei zuvor pünktlichen und arbeitswilligen Angestellten ein Produktivitätsrückgang von 6 bis 8 Prozent auftrat. Offensichtlich reduzierten die extrinsischen Belohnungen für Anwesenheiten die schon vorhandene innere Motivation der betreffenden Personen.
Dies deckt sich mit dem „Crowding Out“-Effekt (Deci und Ryan, 1985), der besagt, dass sich Motivation nicht von extern bereitgestellten Benefits nährt. Das Gefühl von Ungerechtigkeit kann schnell zu Demotivation führen: Arbeiter, die immer schon regelkonform gearbeitet haben, fühlten sich durch die Belohnung der bisher nachlässigen Kollegen missachtet.
Diese Konsequenz belegte eine einfache Regressionsanalyse der Forscher: Die Produktivität der Wäscherei-Filiale sank durch das Motivationsprogramm um 1,4 Prozent. Oder anders formuliert: Die Kosten stiegen um US$ 1.500,- pro Monat.
Fazit:
- Auszeichnungen können die Motivation von Mitarbeitern fördern. Bei Designfehlern können allerdings sogar gegenteilige Effekte eintreten.
- Auch sanfte Nudges können als traditionelle Incentives wahrgenommen werden, um die Mitarbeiter wetteifern und die nur kurzfristige Effekte mit sich bringen.
- Nur wer die intrinsische Motivation von Mitarbeitern anregt, kann mit einer nachhaltigen Steigerung der Produktivität rechnen.