Auch Manager sind nur Menschen. Das bedeutet, dass sie Fehler machen, bei ihren Entscheidungen nicht nur rational vorgehen – und dass sie in vielen Situationen von ihren sozialen Präferenzen beeinflusst werden. Gerade der letztgenannte Faktor wird derzeit in der experimentellen Wirtschaftsforschung genau untersucht: Etwa in einem Experiment von Martin Kocher, Ganna Pogrebna und Matthias Sutter („Other regarding preferences and Management Styles“) für das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit.
Die drei Ökonomen widmeten sich im Labor den Entscheidungsstilen von Führungskräften in hierarchischen Organisationen. Ihr Ziel war es herauszufinden, wie flexibel das Management je nach Entscheidungssituation und Design der Organisation die sozialen Präferenzen anpasst, also zwischen autokratischem und demokratischem Führungsstil wechselt.
Die sozialen Präferenzen im Management sind essenziell, um Entscheidungen zu verstehen. Zum Beispiel legt die Forschung nahe, dass ein Leader seine Entscheidungen oft auch an an den Präferenzen seiner Mitarbeiter oder seines Teams ausrichtet – oder anders formuliert: der Leader bei seinen Entscheidungen nicht nur das Eigeninteresse berücksichtigt, sondern ich um Konsens bemüht.
So bekommt das Wissen um die sozialen Präferenzen von Führungskräften besondere Relevanz, wenn es um das Design einer Organisation geht. Schliesslich zählen für den Erfolg in einer bestimmten Position nicht nur Erfahrung und Ausbildung, sondern eben auch die sozialen Präferenzen.
Demokratisch oder autokratisch?
Und tatsächlich fanden Sutter und dessen Kollegen heraus, unter welchen Umständen Manager eher zu autokratischem oder eher zu demokratischem Führungsstil neigen. Zum Beispiel ist es entscheidend, wie der Leader einer Organisation bestimmt wurde: Vom Team gewählte Leader neigten im Experiment dazu, bei ihren Entscheidungen der Mehrheitsmeinung des Teams zu folgen – auch wenn ihre eigenen Präferenzen davon abwichen. Sie wollten mit demokratischen Mitteln einen Teamkonsens erreichen. Führungskräfte hingegen, die vor allem auf Effizienz bedacht waren – beziehungsweise einen höheren Grad an Egoismus aufwiesen – verfolgen eher einen autokratischen Stil.
Diese unterschiedlich ausgeprägten sozialen Präferenzen können jeweils Vor- und Nachteile für ein Unternehmen haben: Während sich ein demokratisch orientierter Chef etwa positiv auf die Moral des Teams und die Stimmung im Betrieb auswirkt, kann sein Bemühen um möglichst hohen Konsens auch zulasten der Effizienz gehen. Autokratisch getroffene Entscheidungen hingegen mögen zwar nicht immer populär sein, aber tragen zum Erreichen der Teamziele oft eher bei.
Frauen sind autokratischer
Die Daten aus dem Experiment weisen übrigens auch auf einen Gender-Effekt hin: Frauen neigen stärker zu autokratischen Entscheidungen als Männer. Über die Gründe dafür können die Ökonomen im Rahmen ihres Experiments allerdings nur spekulieren: Möglicherweise, so Sutter et al., spielt hier der Umstand eine Rolle, dass noch immer weitaus weniger Frauen in Führungspositionen sind als Männer. Sie müssen sich daher gegen eine männliche Übermacht durchsetzen und greifen dabei oft zu härteren Mitteln als vielleicht nötig ist – ein Phänomen, das in anderen experimentellen Settings auch schon beobachtet worden war.
Fazit:
- Soziale Präferenzen haben einen deutlichen Einfluss auf den Führungsstil. Darum ist es wichtig, dies auch schon bei der Bestellung von Führungskräften zu berücksichtigen und auf die jeweiligen Anforderungen abzustimmen.
- Auch die Art, wie eine Führungskraft bestellt wird, hat Auswirkungen auf deren Entscheidungsverhalten: Intern gewählte Leader sind eher um Konsens bemüht, extern bestellte neigen zur Autokratie.
- Ebenso deutlich sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Frauen treffen viel eher autokratische Entscheidungen als Männer.