Antibiotika helfen nur gegen bakteriell verursachte Krankheiten. Trotzdem werden sie häufig ohne Prüfung verschrieben, ob die jeweilige Erkrankung von Viren oder Bakterien verursacht wurde. Die Folge: Resistenzbildung, und noch schlimmer: Das Heranzüchten neuer Bakterienstämme, sogenannten “superbugs”, gegen die keine Heilmittel existieren.
Die “Centers for Disease Control and Prevention” schätzen, dass in den USA ungefähr die Hälfte der Antibiotika-Verschreibungen nicht notwendig wäre. Bereits circa zwei Millionen US-Amerikaner haben Resistenzen entwickelt, und 23.000 Todesfälle jährlich sind darauf zurückzuführen.
Verschiedene Gegeninitiativen der vergangenen Jahre waren wenig erfolgreich. Meist wurde versucht, bei den verschreibenden Ärzten anzusetzen, die sich jedoch aus Zeitmangel, Überforderung und der Sorge, eventuell doch einen Patienten nicht ausreichend zu versorgen, wenig beeindrucken liessen.
Da Ärzte aber auch Menschen mit systematischen kognitiven Verezerrungen sind, versuchte es ein Forscherteam nun über einen längeren Zeitraum mit verhaltensökonomischen Methoden. Zuerst wurden die an der Studie teilnehmenden Mediziner gebeten, ein Poster zu unterschreiben. Darauf gedruckt war die Message, sich an die Standard-Richtlinien betreffend der Verschreibung von Antibiotika zu halten. Das Plakat wurde im Untersuchungszimmer aufgehängt, was überflüssige Verschreibungen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe tatsächlich um 20% reduzierte. Im Rahmen einer weiteren Studie wurden weniger aggressive Produkte verschrieben, sobald die starken und weniger harten Medikamente auf Überblickstabellen gruppiert statt einzeln gelistet wurden.
Soziale Kontrolle und zeitliche Stolpersteine
Wirklich deutliche Wirkung zeigte aber die jüngste Untersuchung, im Rahmen derer 248 Spitalsärzte monatlich eine Mail erhielten.
Those with the lowest inappropriate antibiotic prescribing rates were congratulated for being “top performers.” Doctors who were not top performers were told “You are not a top performer.” The email also included a personalized count of unnecessary antibiotic prescriptions and the count for a typical top performer. This “peer comparison” approach almost completely eliminated inappropriate prescribing: from 19.9 percent in the pre-intervention period to 3.7 percent during the post-intervention period — an 81 percent reduction.
Ein weiterer Versuch zeigte ebenfalls grosse Wirkung: Sobald Ärzte ein Antibiotikum verschrieben, musste sie in die elektronische Patientenakte eine für alle Kollegen sichtbare Begründung eingeben. Allein dieser zeitliche Stolperstein im berufliche Flow sowie die Veröffentlichung reduzierte falsche Verschreibungen von 23,2 auf 5,2 Prozent.
Die Autoren versprechen sich viel von diesen Ergebnissen:
Taken together, our studies suggest that simple and inexpensive tactics, grounded in scientific insights about human behavior, can be extremely effective in addressing public health problems.
Quellen: