Experimententelle Feldforschung ist in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften oft noch weniger verbreitet als es den Anschein hat. John A. List, Ökonomieprofessor an der University of Chicago, macht sich für diese empirische Methode stark und zählt in einem Paper die möglichen Hürden bei der Umsetzung auf.
Bisher, so List, war es in der Ökonomie üblich, zur Erklärung von Kausalzusammenhängen ein theoretisches Modell zu entwerfen und dann nach passenden Daten zu suchen. Unter “Feldforschung”, so spöttelt er er, fiel die Unterhaltung mit dem Taxifahrer vom Flughafen bis zum Seminar. Aber:
[…] more and more empirical economists are opening their eyes and searching for situations and questions in which a field experiment might offer a feasible and desirable approach.
Im Gegensatz zu den herkömmlichen Methoden, bei denen die Zusammenhänge zwischen Faktoren gesucht werden, müssen die Designer eines Feldexperimentes über den Tellerrand hinausblicken, um das Setting richtig zu gestalten und die Ergebnisse gut interpretieren zu können. Eines der 14 “To Dos” für ein erfolgreiches Feldexperiment lautet daher “Werde Experte für den untersuchten Markt”. Es sei essenziell, über die versteckten Motivationen der Marktteilnehmer Bescheid zu wissen, um die richtigen Incentives zu kreieren oder Alternativhypothesen zu entwerfen, sagt List.
Der “Adam-Effekt”
Unter anderem gehören der Einsatz einer Kontrollgruppe sowie ein Sample mit grosszügigem Umfang zu den Standards der Feldforschung. Aus Erfahrung pocht John List darauf, Experimente besser heute als morgen durchzuführen, denn Organisationen verändern sich ständig – nicht nur einmal musste ein Experiment abgebrochen werden, weil das Geld ausging, die Ansprechperson in eine andere Niederlassung versetzt wurde oder ein Gegner des Experiments letztendlich erfolgreich opponiert hatte. “Adam” nennt John List diese Störenfriede:
In every venue that I have worked, someone seemingly was put there to halt my efforts. I call this the “Adam” effect because in two firms, my nemesis was actually named Adam! This person, who is typically smart but insecure, will key in on potential vulnerabilities and will attempt to thwart your efforts at every turn. I have found that in just about every case, it is better to be collegial and seek to turn thisperson to your side rather than buck horns continuously. Insiders always have a way to stop your field experiment or to make it so costly that you will want to halt the experiment yourself.
Übrigens: Dieses Video zeigt einen Vortrag des Professors zum Thema inklusive einem Experiment, das er im Rahmen der jährlichen Henry George Lecture an der University of Scranton durchführte (1. Oktober 2013).