„Die Unternehmenskultur hat entscheidenden Einfluss auf die Gesamtperformance eines Unternehmens“, so die Grundaussage einer neuen Studie, die der Verhaltensökonom und Wirtschaftswissenschafter Ernst Fehr im Rahmen seiner Keynote Präsentation in der Wiener Heumühle vorstellte. Schließlich gebe sie jene sozialen Normen vor, die die Wahrnehmung, die Motive und das Verhalten aller Mitarbeiter eines Unternehmens prägen.
Fehr hob vor allem die Bedeutung einer kooperativen Unternehmenskultur hervor. Diese erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass die Mitarbeiter ihrer Arbeit selbst dann gewissenhaft nachgehen, wenn sie nicht überwacht werden oder für ihren Einsatz unmittelbar belohnt werden. „Eine kooperative Unternehmenskultur muss dafür sorgen, dass die Mitarbeiter dann konstruktives Feedback geben, wenn ihre Kollegen sich nicht an vorgegebene Verhaltensregeln halten“, so Fehr. Gleichzeitig müssten Sanktionen definiert werden, die bei Fehlverhalten zum Tragen kommen.
Ernst Fehr: „Top-Manager müssen mit gutem Beispiel vorangehen.“
Gerade Führungskräften kommt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Vorbildfunktion zu, wie Fehr weiter ausführte: „Unternehmen in denen die Top-Manager von den Mitarbeitern als vertrauenswürdig und ethisch einwandfrei wahrgenommen werden, sind produktiver und profitabler.“ Das zeige sich auch auf Länderebene: Studien bestätigen einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Grad an Vertrauen, der Fremden entgegengebracht wird, und der Produktivität eines Landes.
Beim anschliessenden Executive Round Table wurde unter anderem die Bedeutung von Feedback in der Unternehmenskultur diskutiert. „Wir pflegen eine offene, ehrliche und hierarchieübergreifende Gesprächskultur. Da ist Feedback ein ganz selbstverständlicher Bestandteil.“, so Katrin Polzer, Deputy Marketing Manager bei IKEA Schweiz. Ganz im Sinne des Unternehmensgründers Ingvar Kamprad räume man den Mitarbeitern die unbedingte Erlaubnis ein, Fehler zu machen, sie mit anderen zu teilen und gemeinsam daraus zu lernen.
Doris Tomanek, UniCredit Bank Austria: „Eine Feedback-Kultur muss sich erst entwickeln.“
Dass eine Kultur des Feedbacks nicht einfach zu leben sei, unterstrich Doris Tomanek, Executive Vice President Human Capital bei der UniCredit Bank Austria. Diese müsse an der Unternehmensspitze ansetzen. Gerade in ihrem Unternehmen, das lange Zeit stark hierarchisch geprägt war und in dem Kooperationen zwischen verschiedenen Hierarchieebenen nicht üblich waren, habe es eine Zeit gedauert, um einen Veränderungsprozess in Gang zu setzen. „Heute haben wir ein von Kooperation und Vertrauen geprägtes Umfeld“, so Tomanek.
Gerhard Fehr, Geschäftsführer von FehrAdvice, unterstrich wie wichtig in diesem Zusammenhang auch eine Sanktionskultur sei. „Ohne Sanktionsmechanismen wird Kooperation nicht funktionieren“, meinte er. Auf die Rolle einer Feedback-Kultur angesprochen, hob er die Bedeutung von Experimentierfähigkeit hervor: „Erfolgreiche Unternehmen haben eine Gemeinsamkeit: Sie experimentieren.“ Nachsatz des Experten: „Manager, die nicht Experimente zulassen, sind keine guten Manager.“
Katrin Polzer, IKEA Schweiz: „Experimentierfähigkeit setzt Glauben an die Mitarbeiter voraus.“
„Experimentierfähigkeit setzt eines als Basis voraus: den Glauben an die eigenen Mitarbeiter und ein Umfeld des Vertrauens“, so Polzer. Vorgesetzte und Kollegen müssten Mitarbeitern die notwendige Sicherheit vermitteln, die sie brauchen, um Dinge auszuprobieren. Gerade bei IKEA blicke man auf eine lange Experimentier-Tradition zurück. „Darauf müssen wir setzen, wenn wir uns mit der Digitalisierung auseinandersetzen“, sagte sie. So gelte es vor allem herauszufinden, wie IKEA auch in der digitalen Welt weiterhin starke, emotionale und kooperative Kundenbeziehungen pflegen kann.
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