Den Gender Pay Gap in Disziplinen wie der Ökonomie zu schliessen, ist ein wichtiges, allerdings schwer erreichbares Ziel. Ein Feldexperiment untersuchte nun, welchen Einfluss weibliche Vorbilder für die Entscheidung junger Frauen haben könnten, Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Frühere Studien über solche Vorbildeffekte haben sich mit den Auswirkungen weiblicher Professorinnen auf das Wahlverhalten von Studentinnen befasst. Die neue Untersuchung arbeitet mit weiblichen Vorbildern, die nicht aus der Lehre kommen. Die Frage lautete: Entscheiden sich Frauen durch sie eher für eine männerdominierte Studienrichtung?
Zwei erfolgreiche und charismatische Karrierefrauen, die früher an derselben Universität Ökonomie studiert hatten, hielten Vorträge im Rahmen von “Principles of Economics”-Vorlesungen. Ihre Arbeitsfelder – Nonprofit, Sales Management und Marketing – werden landläufig nicht automatisch mit einem Ökonomie-Diplom verbunden.
Folgewirkung: Höheres Einkommen
Es zeigte sich, dass diese Vorbilder starke Wirkung auf die Einschreibungen von Studentinnen für weitere Wirtschaftskurse zeigten und letztendlich auch auf ihre Entscheidung, Ökonomie als Hauptfach zu belegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Studentin, die das Fach “Grundsätze der Wirtschaftswissenschaften” belegt hatte, sich später für ein wirtschaftswissenschaftliches Diplom entschied, stieg nach der Intervention um etwa acht Prozentpunkte. Es wurden ausserdem Hinweise gefunden, dass die untersuchten Frauen ohne das Nudging eher einen Abschluss in Geisteswissenschaften gemacht hätten und sich mit höherer Wahrscheinlichkeit im Berufsleben mit einem niedrigeren Einkommen zufriedengeben hätten müssen.
Insgesamt deutet das Ergebnis also darauf hin, dass eine einfache, kostengünstige und leicht skalierbare Intervention den Prozentsatz der Frauen, die ein von Männern dominiertes Fach wie Ökonomie studieren, signifikant erhöhen kann. Informationen über die Berufswahl scheinen für diese Auswirkungen weniger verantwortlich gewesen zu sein, was die Autorinnen zum Schluss führt, dass die vortragenden Frauen wohl stark inspirierend auf die Studentinnen gewirkt haben müssen:
When examining possible mechanisms, we found no evidence that increased information about job choice was responsible for the observed impacts, leading us to conclude that the intervention may have worked through inspiration.