Daron Acemoğlu: Vom Vordenker zum Wirtschaftsnobelpreisträger 2024

Daron Acemoğlu, frisch gekürter Nobelpreisträger, hat mit seiner Forschung zur Rolle von Institutionen den Blick auf globale Ungleichheiten revolutioniert. Als Gast der Digital ABEC 2023 betonte er die Dringlichkeit, Künstliche Intelligenz so zu gestalten, dass sie den Menschen unterstützt und soziale Ungleichheiten nicht verstärkt.

Daron Acemoğlu: Vom Vordenker zum Wirtschaftsnobelpreisträger 2024
Daron Acemoglu. Illustration: Niklas Elmehed © Nobel Prize Outreach

Am 14. Oktober 2024 wurde der renommierte Ökonom Daron Acemoğlu gemeinsam mit Simon Johnson und James A. Robinson mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Diese Ehrung krönt nicht nur ihre beeindruckende Karriere, sondern unterstreicht die bahnbrechende Bedeutung ihrer Forschung zur Rolle von Institutionen im wirtschaftlichen Wohlstand.

Bereits 2023 teilte Acemoğlu bei der Digital Academy of Behavioral Economics (ABEC) von FehrAdvice & Partners faszinierende Einblicke. In einem inspirierenden Gespräch mit mir und meinen Gästen bot sich die seltene Gelegenheit, den späteren Nobelpreisträger hautnah zu erleben. Wir freuen uns für Daron und seine Kollegen, dass ihre Arbeit nun mit der höchsten Auszeichnung in den Wirtschaftswissenschaften gewürdigt wurde. Ich gratuliere ihnen von Herzen zu diesem verdienten Erfolg!

Die Macht der Institutionen: Acemoğlus bahnbrechende Forschung

Das Ausnahmetalent der Ökonomie, wurde 1967 in Istanbul als Sohn armenischer Eltern geboren und legte früh den Grundstein für eine außergewöhnliche Karriere. Schon während seiner Studienzeit an der University of York und der London School of Economics beeindruckte er mit seinem scharfsinnigen Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge, bevor er 1993 ans Massachusetts Institute of Technology (MIT) berufen wurde – eine der weltweit führenden Institutionen, an der er seitdem die Wissenschaft prägt. 

Seine jüngste Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ist ein Höhepunkt einer Laufbahn, die die ökonomische Forschung nachhaltig verändert hat. Gemeinsam mit seinen Kollegen hat er die entscheidende Frage untersucht, warum einige Nationen reich und andere arm sind. Ihre Erkenntnisse zeigen, dass es die Stärke und Beschaffenheit von Institutionen ist, die den langfristigen Wohlstand eines Landes bestimmen. Schwache, ausbeuterische Systeme behindern Wachstum und Fortschritt, während demokratische Strukturen langfristig zu wirtschaftlichem Erfolg führen. Diese Forschung ist nicht nur eine intellektuelle Leistung, sondern bietet auch eine wertvolle Orientierung für politische Entscheidungsträger, die den Wohlstand ihrer Länder sichern wollen. Er hat damit die Sichtweise auf die globale Ungleichheit revolutioniert.

Acemoğlu: KI muss den Menschen dienen

Nicht nur die Frage nach dem Wohlstand von Nationen beschäftigt die moderne Ökonomie – auch die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und die Auswirkungen der Automatisierung auf Beschäftigung und Löhne stehen im Fokus. Genau hier setzt er seine Forschung an. Mit seinem scharfsinnigen Blick auf die Dynamik von Fähigkeiten, Löhnen und industriellen Netzwerken hat er maßgeblich dazu beigetragen, die Zusammenhänge zwischen technologischen Entwicklungen und makroökonomischen Veränderungen zu verstehen.

In jüngster Zeit hat Acemoğlu seine Aufmerksamkeit verstärkt auf die potenziellen Folgen der Künstlichen Intelligenz gerichtet. Bei seinem Vortrag auf der Digital ABEC 2023 warnte er eindringlich vor den Gefahren einer unkontrollierten KI-Entwicklung und betonte die Notwendigkeit, diese Technologien so zu gestalten, dass sie den Menschen dienen, anstatt soziale Ungleichheiten zu vertiefen. Sein „pro-menschlicher“ Ansatz fordert, dass KI-Systeme als Ergänzung menschlicher Fähigkeiten entwickelt werden sollten, was sich nahtlos in seine langjährige Forschung über die Bedeutung inklusiver Institutionen für wirtschaftlichen Fortschritt einfügt.

Ein Forscher und Inspirator, der die Praxis bewegt

Die Verleihung des Nobelpreises an Daron Acemoğlu, Simon Johnson und James A. Robinson zeigt, wie sehr die politische Ökonomie und die Neue Institutionenökonomik heute an Bedeutung gewonnen haben. Ihr Ansatz, der die Rolle von Institutionen und historischen Entwicklungen in den Mittelpunkt stellt, hat das Verständnis für wirtschaftliche Ungleichheiten grundlegend verändert und eine neue Perspektive auf die globalen Herausforderungen der Gegenwart eröffnet.

Die Themen, die Acemoğlu und seine Kollegen auf die Agenda setzen, werden uns noch viele Jahre beschäftigen. Von der Bekämpfung historisch bedingter Ungleichheiten bis hin zur verantwortungsvollen Gestaltung neuer Technologien – ihre Arbeit bietet wertvolle Orientierung für die drängenden Fragen unserer Zeit. Der Nobelpreis ist daher nicht nur eine Anerkennung ihrer bisherigen Leistungen, sondern ein Auftrag, weiterhin an Lösungen für eine gerechtere und nachhaltigere Welt zu arbeiten.

Als Verhaltensökonom habe ich das Privileg, Daron schon seit vielen Jahren zu kennen und seine Forschung, die sich stark auf Institutionen und deren Einfluss auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Dynamiken konzentriert, zu verfolgen. Es war mir eine Freude, ihn bei der Digital ABEC 2023 zu Gast gehabt zu haben und die inspirierenden Diskussionen mitzuerleben. Sein Engagement, Wissenschaft und Praxis zu verbinden, ist vorbildlich – und ich schätze ihn seit Langem als Gesprächspartner und wissenschaftlichen Wegbereiter.


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