Wie vertrauenswürdig sind Empfehlungen bei komplexen Entscheidungen?

Sich auf Empfehlungen anderer verlassen zu können, ist in Zeiten immer komplexerer Entscheidungen besonders wichtig. Dabei hilft, dass intrinsische Einflussfaktoren wie der Wunsch nach sozialer Anerkennung oft stärker sind als das Streben nach Profit, so eine Studie.

Wie vertrauenswürdig sind Empfehlungen bei komplexen Entscheidungen?

Wie sehr kann man sich darauf verlassen, dass eine Kauf-Beratung seriös ist? Schliesslich ist der Verkäufer möglicherweise provisionsabhängig und lobt vor allem Hochpreisiges in den Himmel. Oder doch nicht?

Ein Experiment wollte herausfinden, wie sehr man den Ratschlägen seines Gegenübers trauen kann. Dafür wurden ernsthafte politische Themen und Allgemeinwissen ausgetestet, aber auch weniger Gehaltvolles wie Klatsch und Tratsch. Man teilte die Testpersonen in die Gruppen “Sender” und “Empfänger” ein und gab Multiple Choice-Tests aus:

Die Sender sahen neben der Frage vier Antwortmöglichkeiten und empfahlen den Empfängern eine Antwort. Die Empfänger sahen nur die Frage und die Empfehlung eines Senders. Während die Empfänger drei Euro für jede richtige Antwort bekamen, verdienten die Sender drei Euro für jede falsche Antwort der Empfänger. Die Sender hatten also einen finanziellen Anreiz zu lügen.

Inhaltlich setzten sich die Tests zu jeweils 50% aus Fragen zum Allgemeinwissen und zu Promi-Klatsch zusammen (etwa: „In welchem Land wurde Irina Shayk, die Ex-Freundin des Fussballstars Cristiano Ronaldo geboren?“). Die Autoren hatten im Vorfeld ausgetestete Fragen zusammengestellt, für die sich der durchschnittliche Wissensstand mit 63 Prozent als identisch gezeigt hatte.

Ehrliche Empfehlungen im Bereich Allgemeinwissen

Es stellte sich heraus, dass die “Sender” bei seriösen Themen viel ehrlicher vorgingen als im Klatsch-Segment. Im letzteren wurden nur 32 Prozent richtige Antworten empfohlen. Bei das Allgemeinwissen betreffende Fragen – zum Beispiel zu Kultur und Politik – waren es jedoch 46 Prozent. Die Wissenschaftler folgern, dass den Sendern der Ruf wichtiger als das Geld war, sobald es um Wissensbereiche mit höherem Renommee ging. Der Wunsch nach sozialer Anerkennung ist also grösser als der finanzielle Anreiz zu lügen.

Ohne Vertrauen geht es auch im Wirtschaftsleben nicht. Wenn Kenntnisse zu komplexen Technologien ähnliches Renommee haben wie das getestete Allgemeinwissen, darf man laut der Autoren mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Empfehlungen ehrlich sind – intrinsische Einflussfaktoren wie der Wunsch nach sozialer Anerkennung sind einfach stärker als das Streben nach Profit.

Quellen: