Welche Merkmale hat ein standardisiertes Assessment-Tool für Behavioral Recruiting?

Traditionelles Recruiting ist anfällig für kognitive Verzerrungen und Denkfehler. Ein standardisiertes Vorgehen, wie es Nobelpreisträger Daniel Kahneman vorschlägt, verspricht bessere und nachhaltigere Entscheidungen.

Welche Merkmale hat ein standardisiertes Assessment-Tool für Behavioral Recruiting?

Für bessere und nachhaltige Personalentscheide ist der Einsatz von strukturierten Interviews in wichtiger Baustein. Der Grund: Auf das menschliche Urteilsvermögen allein ist nicht wirklich Verlass, somit sind Entscheidungen, die sich vor allem darauf begründen, anfällig für systematisch auftretende Fehler.

Diese Fehler sind einerseits von kognitive Biases zurückzuführen, andererseits können es zufällige Versehen sein, eine Art “Rauschen”, das unsere Entscheidungen beeinträchtigt. Diese Stolpersteine bei Evaluierungsfragen – besonders, wenn es um Recruiting geht – sind schon lange bekannt und Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Ein Forschungsteam rund um Wirtschafts-Nobelpreisträger Daniel Kahneman analysierte die bisherige Evidenz aus der Forschung zu Thema und erstellte daraus ein so genanntes Mediating Assessments Protocol (MAP), mit dessen Hilfe Fehler bei strategischen Entscheidungen möglichst vermieden werden können.

Die Entscheidung fällt wirklich erst am Schluss

Das Ablaufprotokoll von MAP sieht folgendermassen aus:

  • Vorausdefinition ausschlaggebender Attribute. Entscheider müssen jene Schlüsselattribute klären, die für eine Bewertung von entscheidender Bedeutung sind – so, wie es bei einer Stellenausschreibung ohnehin üblich ist.
  • Verwendung faktenbasierter, unabhängige Beurteilungen. Menschen, die sich mit einem Detail einer strategischen Möglichkeit auseinandersetzen, sollten nicht voneinander oder durch andere Details beeinflusst werden. Ausserdem müssen sie ihre Meinungen begründen können. Im Falle eines gut strukturierten Befragungsprozesses werden Arbeitssuchende für jedes Schlüsselattribut ausschliesslich anhand ihrer Antworten bewertet und anhand vordefinierter Skalen gereiht.
  • Die endgültige Entscheidung für einen Kandidaten erst vornehmen, wenn alle vorhergehenden Befragungen abgeschlossen sind. Falls nicht schon zuvor ein “Deal Breaker” entdeckt wurde, sollte die endgültige Entscheidung erst besprochen werden, wenn alle Schlüsselmerkmale bewertet wurden und ein vollständiges Bewertungsprofil vorliegt.

Anhand dieses Rahmenwerks untersuchen die Autoren die Anwendung und den Nutzen von MAP im Falle zweier Strategiefindungen: Grosse einmalige Entscheidungen, etwa eine grosse Akquisition, die von Führungskräfte-Teams oder Direktoren getroffen werden, sowie wiederkehrende Entscheidungen, die im Rahmen formalisierter Prozesse getroffen werden. Es zeigte sich, dass strukturierte Beurteilungen mögliche Voreingenommenheiten reduzieren, Lernprozesse erleichtern, Standardisierung ermöglichen und Fehleranalysen erleichtern.

Und das Beste daran: Die Implementierung ist eigentlich recht einfach:

[MAP] is easy to learn, involves a minimal amount of additional work, and leaves senior executives some freedom to exercise intuitive judgment, albeit after a useful delay. As such, it should be a valuable tool for any leader who aims to raise the quality of an organization’s decisions.

Quellen: