Sharing-Ökonomie: Wie das Bedürfnis nach materiellem Besitz ersetzt wird

Ökonomen zeigen in einer Studie, wie die Nutzung von Sharing-Diensten gesteigert werden kann. Ergebnis: Das weit verbreitete Bedürfnis nach materiellem Besitz kann durch das Phänomen des psychologischen Besitzempfindens ergänzt oder ersetzt werden.

Sharing-Ökonomie: Wie das Bedürfnis nach materiellem Besitz ersetzt wird
Efraimstochter / Pixabay

Sharing-Dienste und materieller Besitz sind zwei verfügbare Modelle für die Nutzung von Gütern und stehen im Wettbewerb miteinander. Zu den bekannten Sharing-Diensten zählen Carsharing, Musikstreaming oder auch Desksharing. Das Angebot hat sich über das letzte Jahrzehnt vervielfältigt und das Interesse der Kunden steigt.

Juniorprofessor Dr. Martin P. Fritze (Universität zu Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät), Professor Dr. Andreas Eisingerich (Imperial College London) und Professor Dr. Martin Benkenstein (Universität Rostock) gingen der Frage nach, warum Eigentum zunehmend durch Sharing-Angebote ersetzt wird, obwohl Eigentum ein wichtiges Element für das Selbstwertempfinden des Menschen ist. Dafür hat sich das Forscherteam die psychologischen Mechanismen, die hinter dieser neuen Konsumvariante stehen, näher angesehen.

Die Forscher haben hierfür mehrere Feldstudien durchgeführt. Die gewonnenen Daten bestätigen für das Carsharing und das Musikstreaming, dass die Nutzer den Service als Ersatz für den tatsächlichen Besitz an materiellen Produkten (z.B. am eigenen Auto, den eigenen CDs) wahrnehmen. In zwei weiteren Studien, die als Online-Experimente angelegt waren, testeten die Wissenschaftler, wie das psychologische Besitzempfinden beeinflusst werden kann. Als mögliche Einflussfaktoren legten sie beispielsweise Zugehörigkeitsempfinden zu einer (Nutzer-)Gemeinschaft und die wahrgenommene Intensität der Beziehung zum Serviceanbieter fest.

„Ein Gemeinschaftsempfinden unter den Kunden, die klare Sachkenntnis zum Serviceangebot sowie eine Relevanz von Sharing für das Selbstbild beeinflussen die Entstehung des psychologischen Besitzempfindens für einen konkreten Sharing-Dienst positiv“, beschreibt Juniorprofessor Dr. Martin Fritze die Forschungsergebnisse.

Fritze, Eisingerich und Benkenstein haben ihre Arbeit auf der „Summer Academic Conference“ der „American Marketing Association“ in Boston vorgestellt und dafür den „Best Paper Award“ auf dem Gebiet des Dienstleistungsmarketings erhalten.

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