Sobald das Unvorstellbare eintritt, ist es nur mehr halb so schlimm

Wir reden uns den Status Quo gerne schön. Drei Feldstudien zeigen, dass der Mensch aktuelle Gegebenheiten systematisch ins bestmögliche Licht stellt – selbst, wenn er sie vor ihrem Eintreten noch negativ bewertet hat.

Sobald das Unvorstellbare eintritt, ist es nur mehr halb so schlimm

Beispiel Obamacare: Das Gesundheitsprogramm des letzten US-Präsidenten war ein in der US-Öffentlichkeit besonders unbeliebtes Projekt – bis es startete. Auch die aktuelle Steuerreform der Republikaner war umgestritten, aber mittlerweile scheint sich die Bevölkerung dafür zu erwärmen.

Was zur Frage führt: Wie kann sich die Meinung von Menschen derart schnell drehen?

Im Rahmen einer Untersuchung wurde beobachtet, wie solche Wechsel in den Präferenzen auftreten. Dazu nützte man das Verbot von Plastikflaschen, das 2014 in San Francisco umgesetzt wurde. Auf Facebook holte man die Meinung einiger Einwohner vor und nach Inkrafttreten des Gesetzes ein. Und tatsächlich war nach anfänglichem Jammern die Akzeptanz gestiegen, als das Plastikverbot ein paar Wochen gelaufen war.

Ganz ähnlich reagierten Menschen in Ontario auf das Rauchverbot an öffentlichen Plätzen im Jahr 2015, schreibt Studienautorin Kristin Laurin:

In the days following the new law, participants rationalized it more than in the days preceding the new law, adjusting their memory in such a way that the new law would feel less upsetting.

Die Gegenwart rechtfertigen

Solche Weichzeichner lassen sich übrigens auch bei Wahlen beobachten: Laurin verfolgte die Meinung von 621 US-Bürgern anlässlich der vergangenen Präsidentschaftswahlen. So umstritten Donald Trump während des Wahlkampfs auch war – nach der Wahl suchte man die positiven Seiten des neuen republikanischen Präsidenten:

Americans immediately felt more positively toward President Trump than they had toward President-Elect Trump. Participants were nearly twice as likely to report more positive attitudes than more negative attitudes in the wake of the inauguration.

Die Begründung der Autorin für dieses Phänomen: Wir streben nach ausgleichender Harmonie. Unsere Umwelt in einem möglichst positiven Licht zu sehen, ist eine Form der Motivation, die tief in uns verankert ist und für eine Rechtfertigung der Gegebenheiten sorgen soll.

Quellen: