Experiment: Wieviel Diskriminierung kostet

Ein Experiment unter dänischen Schülern zeigt, dass lieber Einkommenseinbussen hingenommen werden anstatt mit Menschen aus einer anderen ethnischen Gruppe zusammenzuarbeiten. Diese Vorurteile sind sowohl Mehr- als auch Minderheiten gemein.

Experiment: Wieviel Diskriminierung kostet

Ethnische Vorurteile durchdringen alle Lebensbereiche, auch die Arbeitswelt. Um die Intensität der alltäglichen Diskriminierung zu messen, wurde an dänischen Sekundarschulen eine ungewöhnliche Studie durchgeführt.

Die Probanden hatten keine Ahnung, dass sie Teil eines Experiments waren. Sie sollten einen klassischen Schülerjob erledigen: Eine Massenaussendung kuvertieren. In Runde Eins arbeiteten die 162 Teilnehmenden alleine, wobei ihre Leistung gemessen wurde.

In der zweiten Runde sollte die Arbeit in Zweierteams erledigt werden. Die Probanden durften sich aussuchen, mit wem sie die Arbeit erledigen wollten. Dafür wurden ihnen dänisch und muslimisch klingende Namen präsentiert sowie die Info, wie fleissig die jeweilige Person beim letzten letzten Auftrag gewesen war:

If you choose Tuesday, you will work with Ahmed who stuffed 150 envelopes last week. If you choose Wednesday, you will work with Christian who stuffed 110 envelopes last week. So, when would you like to work, Tuesday or Wednesday at 2 pm?

Bezahlt wurden die Jugendlichen pro Brief, und jedes Team musste sich den Lohn teilen. Es zeigte sich, dass die Teilnehmer bereit waren, trotz teils massiver monetärer Einbussen ihrer jeweiligen ethnischen Diskriminierung nachzugeben – egal, ob sie einer Mehr- oder Minderheit angehörten:

We find that discrimination is common even at a substantial cost and that the tendency to discriminate is not different across ethnic types. We estimate that discriminators on average are willing to forego 8 percent of their earnings in round 2 to avoid a coworker of the other ethnic type.

Trendwende bei zehn Prozent Mehrkosten

Wo hört die Benachteiligung auf? Die Autoren schätzen, dass die Diskriminierungswahrscheinlichkeit um neun Prozent fällt, wenn die Kosten dafür um zehn Prozent steigen.

Zur Kontrolle wurde überprüft, ob diese Beobachtungen auch für alternative Faktoren wie Arbeitstags-Präferenzen gilt. Da sich dies nicht bewahrheitete, liegt die Annahme nahe, dass die Entscheidenden tatsächlich ethnisch diskriminieren, was eine hohe Preiselastizität zur Folge hat.

Möglicherweise ist die Stichprobe nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung Dänemarks, geben die Autoren zu bedenken. Ausserdem müsste die Diskriminierung zwischen unterschiedlichen ethnischen Gruppen genauer untersucht werden. Aber eines ist klar: Ethnische Benachteiligung ist üblich, selbst wenn sie mit gewissen Kosten einhergeht. Das Entscheidungsverhalten ändert sich erst mit der Höhe des Preises.

Quelle: Hedegaard, Morten Størling, Tyran, Jean-Robert, The Price of Prejudice, American Economic Journal: Applied Economics 2018, 10(1): 40–63