Warum machen Menschen Fehler? Drei Gründe könnte es dafür geben:
- Manche Aufgaben sind einfach zu schwierig.
- Wir haben zu wenig Zeit, um die beste Lösung zu finden.
- Wir sind nicht clever oder geschickt genug.
Zumindest wenn es um Schach geht, treffen die beiden letzten Befürchtungen nicht zu. Wissenschaftler der Universitäten Stanford, Cornell und Harvard haben dazu ein Paper für die kommende Conference on Knowledge Discovery and Data Mining erstellt, für das Schach die Grundlage bildet, denn “the inherent difficulty of the decision, even approximated simply by the proportion of available blunders in the underlying position, can be a more powerful source of information [about errors] than the skill or time available”.
Schach: Die perfekte Datenquelle
Da es zahlreiche Daten über Schach gibt, liess sich dazu wunderbar eine Studie erstellen, WIE Menschen dieses Spiel betreiben. Als Quelle diente der Free Internet Chess Server. Betrachtet wurde die verbliebene Spielzeit oder welche Spielsituation am ehesten zu Fehlern führte. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden nur Situationen mit sechs Spielfiguren beobachtet.
Es zeigte sich, dass die Fehleranfälligkeit mit der noch möglichen Zahl an Fehlzügen zunahm, ausgedrückt als Bruchteil der Gesamtzahl an Zügen. Dieses Verhältnis nannten die Forscher “blunder potential”. Geschicklichkeit reduzierte zwar die Fehleranfälligkeit, kam aber gegen das “blunder potential”, also das Potential grober Schnitzer, nicht an:
One additional blunderous move in a set of five, for example, had roughly the same impact on the error rate as a 600-point increase in Elo rating. To put that in context, 600 points is roughly the difference between a candidate-master rating, where chess officials start taking you seriously, and the best nine or 10 players that have every lived.
Zeit spielt eine untergeordnete Rolle
Zeitdruck wiederum wirkte sich gar nicht auf die Fehleranfälligkeit aus, es sei denn, man hatte maximal 10 Sekunden für einen Zug.
Wenn also Fehler mehr mit dem Problem selbst als mit der Imperfektion des Menschen zu tun haben, könnte das auch in anderen Bereichen Auswirkungen haben, etwa in der Medizin. Oder, so fragen sich die Studienautoren, welche ist die grössere Gefahr im Verkehr: Unerfahrene Fahrer oder gefährliche Bedingungen auf den Strassen?
Übrigens: Die eigenen Schach-Skills kann man auch in unserem täglichen Schach-Problem testen!