Nach einer schwierigen Entscheidung tendieren wir dazu, alle Einzelheiten unserer Wahl deutlich stärker als die verworfene Alternative zu präferieren (Spreading of Alternatives Effect). Das hat auch eine Studie unter 40 chinesischen Studentinnen und Studenten zum Ergebnis. Den Probanden wurde 156 Fotos von jungen chinesischen Frauen mit neutralem Gesichtsausdruck präsentiert, unter denen sie sich in einem mehrstufigen Verfahren für die Attraktivste entscheiden mussten.
Zuerst wurden die Gesichter paarweise per Mausklick auf einer Sechser-Skala bewertet. Danach mussten die Fotos neuerlich auf ihren Attraktivitätsfaktor beurteilt werden, wobei einem Drittel der untersuchten Runde gesagt wurde, für welche Gesichter sie sich ursprünglich entschieden hatten und einem Drittel, wen sie abgelehnt hatten. Beim Rest der Gruppe wurde nicht manipuliert. Aber:
Unbeknownst to participants, during trials with choice feedback, their intended choices and perceived choices had been manipulated using the following criteria: 50%of actual selected alternatives were displayed with the false feedback “you rejected her,” 50% of actual rejected alternatives were displayed with the false feedback “you chose her.” That is, among all trials, one third of the feedback correctly reflected participants’ intended choice (Veridical feedback condition), one third of the feedback reflected the mismatch of participants’ intended choice and outcome (False feedback condition), and the remaining trials did not provide any information about prior choices (No feedback condition).
Abschliessend wurde getestet, wie gut sich die Probanden an ihre Entscheidungen erinnern konnten, wobei unkommentiert neue Fotos eingeschleust wurden, und später gefragt, ob das aufgefallen wäre.
Die Wahl, die ein Individuum trifft oder glaubt, getroffen zu haben, beeinflusst den “Spreading of Alternatives Effect”, so interpretieren die Forscher ihre Ergebnisse. Auch das Feedback, das während dieser Studie gegeben wurde, scheint die Entscheidungen der Probanden geprägt zu haben. Sobald ihnen das bewusst gemacht wird, ändert sich oftmals ihre Einstellung. Und letztendlich spielt das Belohnungssystem eine grosse Rolle:
In the current study, it is possible that beliefs about committing an action brought a greater feeling of reward and subjective utility than perceived rejected alternatives, amplifying the preference for the choice that one believe one has made.
Zusammengefasst ist es nicht nur die Wahl selbst, die eine Änderung von Präferenzen auslösen kann, sondern auch die Überzeugung, dass eine besondere Entscheidung getroffen wurde – zielgerichtete Informationen können unsere Entschlüsse also massgeblich beeinflussen.
Quelle: JIAYI LUO1 AND RONGJUN YU, The Spreading of Alternatives: Is it the Perceived Choice or Actual Choice that Changes our Preference?, Journal of Behavioral Decision Making, J. Behav. Dec. Making (2016)