Wisdom of the Crowd bei der Produktion von Hollywood-Blockbustern – funktioniert das?

Eine Untersuchung zeigt, dass die Weisheit der Vielen tatsächlich zu höherer Planungssicherheit bei Kino-Blockbustern führen kann.

Wisdom of the Crowd bei der Produktion von Hollywood-Blockbustern – funktioniert das?

Der Erfolg eines Kinofilms ist nicht vorhersagbar. Im Gegensatz zu TV-Serien kann man die Zuwendung des Publikums nicht per Pilot-Folge im Vorfeld austesten. In Folge kommt es zu zahlreichen immens teuren Misserfolgen, aber auch Überraschungs-Hits wie etwa „Crazy Rich Asians“, dessen weltweites Einspielergebnis von gut 238 Millionen US-Dollar die Produktionskosten von 30 Millionen weit überflügelt hat.

Um dieses Risiko ein wenig zu mildern, verlassen sich immer mehr Hollywood-Regisseure auf die sogenannte „Black List“, eine jährlich von rund 300 anonymen Experten aus der Filmindustrie zusammengestellte Sammlung von unveröffentlichten Drehbüchern mit Blockbuster-Potenzial. Eine Studie versuchte auf Grundlage der eingespielten Summen herauszufinden, ob diese kuratierte „Weisheit der Vielen“ tatsächlich zu besseren Entscheidungen führen könnte.

Crowdsourcing wird zwar bereits von einigen Unternehmen genutzt, Entscheidungen über Produkte oder Projekte zu treffen, die auf kleineren Budgets basieren – bisher aber kaum für etwas so Monumentales wie einen Spielfilm, dessen Produktion viele Millionen Dollar kosten kann. Studienleiterin Hung Luo dazu:

The Black List presents an interesting hybrid, because its contributors are all experienced film execs, presumably their judgement could carry a lot more weight than inexperienced outsiders, potentially outweighing the other defects in the list’s construction.

90% höhere Einnahmen mit Filmen der „Black List“

Die Studienergebnisse konnten nachweisen, dass sich die produzierten Filme der Black List in den Kinos viel besser machten als dort nicht gelistete Filmen mit gleich hohen Budgets: Sie generierten 90 Prozent mehr Einnahmen an den Kinokassen.  Dazu Luo:

These are big differences. It shows that despite all of the potential obstacles, it gives you much better odds of a return on investment if you invest in a movie that’s on the list than one that is observably similar but is off the list.

Die Autoren fanden ausserdem heraus, dass „die Liste“ auch grössere Chancen für weniger bekannte Drehbuchautoren bedeutet. Allerdings kristallisierte sich auch ein Bias in Richtung der Stars der Drehbuch-Szene heraus: Stand die Wahl zwischen einem etablierten Drehbuch-Autor und einem Newcomer, würde letzterer eher das Nachsehen haben.

Insgesamt beweist der Erfolg von Filmen auf der Schwarzen Liste, dass eine von Experten generierte Liste ein besonders starkes Vorhersageinstrument sein kann, um gewinnträchtige Filmprojekte zu filtern. Ähnliche Verfahren können auch abseits der Filmbranchen eingesetzt werden – etwa in der Produktentwicklung, wo den Ideen möglichst vieler Mitarbeitender Gehör geschenkt werden kann.

Quelle: Michael Blanding, Crowdsourcing Is Helping Hollywood Reduce the Risk of Movie-Making, 16 Sep 2019