Wo Korruption an der Tagesordnung steht, wirken auch harte Sanktionen wenig

Laut Untersuchungen kann das Bestechen von Beamten stark zurück gehen, wenn der Bestechende nicht bestraft wird. Dies ist allerdings nur eine Massnahme, die helfen kann Korruption einzudämmen.

Wo Korruption an der Tagesordnung steht, wirken auch harte Sanktionen wenig

Kürzlich wurden in Rumänien die Anti-Korruptionsgesetze gelockert. Amtsmissbrauch wird nun nur noch mit Gefängnis bestraft, wenn es um einen Streitwert von mehr als 44’000 Euro geht. Korrupten Politikern wird gar Amnestie in Aussicht gestellt.

Prinzipiell gilt: Korruption ist ansteckend und verbreitet sich oft wie eine Seuche – vor allem in Ländern, wo Beamte schlecht entlohnt werden und Bestechungsgeld eine starker Anreiz ist. In solchen Situationen rücken mögliche Sanktionen oft stark in den Hintergrund.

Antikorruptionsmassnahmen gehen meist einen anderen Weg als in Rumänien: Es werden beide Parteien bestraft. Daher wirkt auf den ersten Blick kontraproduktiv, die Sanktionen für korruptes Verhalten lockern, öffnet dies – so die gängige Ansicht – doch weiterer Korruption Tür und Tor. Eine Studie der Monash Business School in Melbourne untersucht nun, wie Sanktionen prinzipiell wirken – und geben auch einen Hinweis, wie deren Redesign gegen Korruption helfen könnte.

Die Melbourner Ökonomen führten dazu ein Experiment unter 426 Teilnehmern in Argentinien durch, einem Land, das im globalen Korruptionsindex weit vorne liegt. Die Untersuchung lief folgendermassen ab:

Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine übernahm die Rolle einer „Firma” und die andere die eines „Beamten”. Die Firmen konnten den Beamten eine private Zahlung (also eine Bestechung) anbieten, und die Beamten konnten dieses Angebot entweder annehmen oder ablehnen. Zudem wurde den Teilnehmern mitgeteilt, dass die geheime Absprache zwischen den Firmen und den Beamten beiden Parteien einen finanziellen Vorteil verschafft zu Lasten einer Nicht-Regierungs Umweltorganisation. In der zweiten Runde wurden die Beamten dann noch einmal unterteilt, je nachdem ob sie sich korrupt verhielten oder ehrlich waren. Anschliessend wurden sie wieder den Firmen zugeteilt. Letztere bekamen die Information, ob sie mit der korrupten oder der ehrlichen Gruppe zusammengelegt wurden.

Das Ergebnis: Jene Probanden, die wussten, dass sie mit bestechlichen Beamten zu tun hatten, boten in der zweiten Runde doppelt so viele Schmiergelder an – Sanktionen hin oder her.

Es drängt sich also das Fazit auf, dass härtere Strafen nicht gegen Korruption helfen. Stattdessen muss vermittelt werden, dass Bestechung nicht Alltägliches sein darf.

Doch auch die Verteilung der Sanktionen könnte wirken: Eine frühere Untersuchung der Ökonomen Abbink und Gangadharan (“Letting the Briber Go Free – An Experiment on Mitigating Harassment Bribes”), fand heraus, dass Korruption um 35 Prozent reduzierbar sei, wenn nur der Empfänger von Gefälligkeiten bestraft wird – und der Bestechende nicht belangt wird.

Quelle: Korruption und Bestechung sind ansteckend – aber auch reduzierbar durch Straferlass, idw-online.de