Schlechte Eigenschaften haben immer nur die anderen: Wie die Superiority Bias dafür sorgt, dass wir uns systematisch für überlegener halten

Zwei neue Studien belegen, dass wir uns anderen systematisch moralisch überlegen fühlen. Ein Dilemma, denn je stärker dieser Bias ausgeprägt ist, desto schwieriger ist es, sich mittels ehrlicher Selbstbewertung tatsächlich zu verändern.

Schlechte Eigenschaften haben immer nur die anderen: Wie die Superiority Bias dafür sorgt, dass wir uns systematisch für überlegener halten

Rassistisch, geizig, narzisstisch, das sind immer die anderen. Die meisten Menschen beurteilen sich selbst in vielen Dingen positiver als den Rest der Welt und unterliegen damit einem hartnäckigen Bias. Zwei neue Untersuchungen zeigen, dass niemand davor gefeit ist.

Als “positive Illusion” umschreiben zwei Londoner Psychologen dieses Phänomen. Im Journal Social Psychological and Personality Science beschreiben sie ihre Studie, für die 270 Erwachsene online Eigenschaften in den Kategorien Sozialverhalten, Moral und Handlungsbereitschaft bewerten mussten – was trifft auf sie selbst zu, was auf eine durchschnittliche Person?

Das Ergebnis:

“Virtually all individuals irrationally inflated their moral qualities,” the researchers report. What’s more, the magnitude of their misjudgment “was greater than that observed in other domains of self-enhancement.”

Vorurteile gegen Übergewichtige?

Für die zweite Studie wurden von zwei Psychologinnen der Ohio State University und der University of Florida Daten der Website Data Implicit verwendet, über die man die unterschiedlichsten persönlichen Biases testen kann. Verwendet wurde Material aus einer Umfrage dazu, inwieweit User schlanken Menschen dickeren den Vorzug geben würden – und wie es damit nach Meinung der Befragten bei den “anderen” bestellt ist. Ein kleiner Trick, denn:

After being informed that the results indicated some degree of anti-fat prejudice — which contradicted their belief that they were less biased than others — participants indicated whether they felt the test was valid. “People were somewhat defensive overall,” the researchers report in the British Journal of Social Psychology. The most defensive were those who strongly believed they were less prejudiced than others; they largely rejected data that contradicted that pleasing self-assessment.

Ein grosses Problem birgt dieses allgemeine Gefühl der moralischen Überlegenheit also: Es hält davon ab, unsere Vorurteile zu überdenken. Nur die Aufklärung über die Existenz des “Superiority”-Bias kann helfen – auch wenn es bei jenen, die sich moralisch besonders überlegen fühlen, schwierig werden wird.

Quelle: Tom Jacobs, We Are Absurdly Confident of Our Superiority, psmag.com, October 24, 2016