Der CEO als Bauernopfer: Wenn Managementleistung systematisch falsch beurteilt wird

CEOs werden oft auch wegen Ereignissen entlassen, auf die sie keinen Einfluss hatten. Das zeigt eine Analyse von mehreren Tausend Wechseln im Management. Es braucht daher bessere Instrumente zur Bewertung von Managementleistung.

Der CEO als Bauernopfer: Wenn Managementleistung systematisch falsch beurteilt wird

Die klassische Ökonomie geht davon aus, dass ein Board bei der Entscheidung, einen CEO zu entlassen, sehr rational vorgeht. Dazu gehört unter anderem, dass für die Bewertung einer schlechten Performance externe branchenspezifische und wirtschaftliche Auslöser ausfiltert werden müssten, da diese ja ausserhalb des Einflussbereichs des CEOs liegen.

Die Realität sieht allerdings ganz anders aus: Eine Studie hat eine Stichprobe von 3.365 Vorstandswechseln analysiert, die während 1993 und 2009 stattfanden. Konkret waren es “2,490 voluntary and 875 forced CEO turnovers in 3,042 firms.” Allesamt Abgänge, die zeigten, dass

low industry stock returns and (to a lesser extent) low market returns increase the frequency of forced CEO turnovers. A decrease in the industry component of firm performance from its 90th to its 10th percentile doubles the probability of a forced CEO turnover.

Niemand kann externe Faktoren gänzlich ausblenden

Im Umfeld einer schlechten Markt-Performance, aber noch stärker, wenn eine Branche generell gerade zu leiden hat, steigt die Wahrscheinlichkeit also, dass ein CEO entlassen wird. Wenn es bei der Konkurrenz aber gerade gut läuft, sind weniger Augen auf den Unternehmenschef gerichtet. Im Gegenteil: Sollte dieser zu wenig Leistung bringen, bleibt dies im oftmals sogar unbemerkt:

Better peer group performance substantially reduces the probability that an underperformer is dismissed, which implies that many fewer underperformers are fired in good times than in bad times.

Auch dieses Phänomen beweist, dass ein Augsichtsgremium oft wenig objektiv in seinen Urteilen ist – auch wenn das Bewusstein besteht besteht, dass seine Mitglieder die exogenen Faktoren in ihrer Entscheidungsfindung eigentlich eliminieren müssten. Allein: Es gelingt nicht wirklich.

Studien wie diese bestätigen Instrumente wie den hier schon öfter diskutierten relativen Leistungsindikator, der von Aussenfaktoren ungefärbte Entscheidungen ermöglicht. Vor allem in wirtschaftlich schlechten Zeiten, wo die Fluktuation von Firmenchefs bedeutend zunimmt.

Quelle: Jenter, Dirk, Kanaan, Fadi (2015), CEO turnover and relative performance evaluation. The Journal of Finance, 70 (5). pp. 2155-2184. ISSN 0022-1082