Die fortschreitende Digitalisierung führt in allen Lebensbereichen zu grossen Umnbrüchen, auch in Sachen Gesundheit. Ein Report des deutschen Sachverständigenrats für Verbraucherfragen analysiert die Herausforderungen, Chancen und Risiken, die mit den neuen Technologien einhergehen.
Fest steht, dass wir Verbraucher durch “Dr. Google” immer mündiger werden, der Blick ins Internet aber keine medizinische Konsultation ersetzen kann. Ausserdem birgt die Auswertung grosser Datenansammlungen – Big Data – grosses Potenzial, Forschung viel rascher und interdiziplinärer als noch in analogen Zeiten voranzutreiben.
Datenschutz ernst nehmen
Die Erkenntnisse des Berichts zusammengefasst:
- Mittels Digitalisierung kann sich die Patientensicherheit durch vernetzte Erhebung und Bereitstellung von Patienten- und Behandlungsinformationen (Gesundheitskarte) erhöhen. Gleichzeitig wird die Datensicherheit stärker gefährdet. Durch die schier unendlichen Recherche-Möglichkeiten ändert sich auch das Arzt-Patienten-Verhältnis: Ärzte müssen ggf. ihre Verordnungen und Behandlungsvorschläge den informierten Patientinnen gegenüber rechtfertigen. Unnötigen medizinischen Leistungen kann so im Idealfall vorgebeugt werden.
- Patienten oder ganz einfach gesundheitsbewusste Personen können sich durch Wearables und Implantate mittlerweile bestens selbst vermessen. Im Idealfall werden beim Überschreiten von Richtwerten vorbeugende Massnahmen getroffen, im weniger guten Szenarien die Werte nicht richtig verstanden und überbehandelt.
- Gesundheitsdaten können mittlerweile in immens grossen Mengen berechnet und miteinander in Zusammenhang gebracht werden: Die Sammlung und Auswertung gesundheitsbezogener Daten auf der Ebene der Big-Data-Analysen bietet das Potenzial, neue Hypothesen über medizinische Kausalzusammenhänge zu generieren, Krankheitsentwicklungen auf Bevölkerungsebene zu verfolgen, Betrugsfälle im System zu identifizieren welche auf Kosten der Verbraucherinnen gehen, aber auch individuelle Fälle zu charakterisieren und personalisierte Therapieoptionen vorzubereiten.
Das Ziel heisst: Steigerung der Verbraucherkompetenz. Aufklärung kann mittlerweile transparent und geräteunabhängig angeboten werden. Allerdings gilt es zu vermeiden, dass sich Informationssuchende an unseriöse Quellen wenden, die einfacher zu verstehen sind, beziehungsweise, dass auf jene Menschen, die (noch) nicht mit den aktuellen Technologien vertraut sind, vergessen wird.
Quelle:
Gerd Gigerenzer, Kirsten Schlegel-Matthies und Gert G. Wagner, Digitale Welt und Gesundheit. eHealth und mHealth – Chancen und Risiken der Digitalisierung im Gesundheitsbereich, Veröffentlichungen des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen, Jänner 2016