Social Media haben mittlerweile einen grossen Stellenwert in unserem Leben. Wir vertrauen, Facebook, Instagram und Twitter zahlreiche Details unseres Lebens an, sind mit Freunden, Verwandten, Kollegen regelmässig digital verbunden, aber auch oft frustriert nach stundenlangem Stöbern in Profilen, die oft mehr preisgeben, als man wissen wollte. Möglicherweise sind ja auch Verschwörungstheoretiker und Verbreiter von Fake News darunter, die uns hartnäckig verfolgen und die sozialen Medien zu unangenehmen Aufenthaltsorten verkommen lassen.
Eine Reihe von Wissenschaftlern präsentiert nun Vorschläge, wie man dieses Problem lösen könnte. Um etwa den Wahrheitsgehalt eines Artikels besser überprüfen zu können, sollen die Angaben dazu verändert werden: Wieviel User den Text gelesen haben, hat mehr Aussagekraft als ein paar Tausend “Likes”. In Zukunft sollen also nicht mehr intransparente Algorithmen entscheiden, was der User zu sehen bekommt. Von einer ansonsten “informationellen Entmündigung der Nutzer:innen durch die Plattformbetreiber:innen” sprechen die Forscher, darunter der US-amerikanische Verhaltensökonom Cass Sunstein.
“Dark Patterns” umdrehen
Oft werden User durch verhaltenspsychologische “Dark Patterns” in die gewünschte Richtung der Betreiber und ihrer Werbekunden gelenkt, was zu Impulskäufen oder etwa die Wahl der schwächsten Datenschutzbestimmungen führen kann. Umgekehrtes Nudging könnte dagegen helfen:
Durch bestimmte Gestaltungsentscheidungen könnte zudem die Entscheidungskompetenz der Nutzer:innen erhöht werden, sogenanntes „Boosting“. Technisch verfügbar seien diese Lösungen schon heute, sie würden nur nicht umgesetzt.
Ziel ist es, den Nutzerinnen und Nutzern Autonomie über ihren Newsfeed zurückzugeben, beispielsweise über eine klare Kennzeichnung, ob ein Posting von Freunden stammt oder Werbung ist. Im besten Fall sollen User selber anpassen können, wie sie die Nachrichten in ihrem Feed sehen wollen.
Quelle: Ingo Dawitz, Forscher wollen Soziale Medien reparieren, netzpolitik.org, 16.06.2020