Studie: Big Data liefert spannende Erkenntnisse zum Trinkgeld-Verhalten

Eine Auswertung von 40 Mio Uber-Fahrten zeigt die sozialen Präferenzen US-amerikanischer Fahrgäste: 60 Prozent geben nie Trinkgeld, ein Prozent immer. Und weibliche, jüngere Fahrerinnen werden grosszügiger bedacht, männliche Gäste sind spendabler.

Studie: Big Data liefert spannende Erkenntnisse zum Trinkgeld-Verhalten

Eine der grössten digitalen Innovationen der vergangenen Jahre fand im Bereich Mobilität statt: Car Sharing und Mitfahrgelegenheiten boomen. Die Auswertung von Debit- und Kreditkartendaten belegt, dass 43% der amerikanischen Erwachsenen bis 2018 mindestens einmal eine Mitfahrgelegenheit, wie etwa Uber, verwendet haben. Eine Studie beschäftigte sich nun explizit mit dem Trinkgeldverhalten der Gäste von Uber und Co.

Darin wurden demografische und umweltbedingte Faktoren untersucht, welche die Grosszügigkeit beeinflussen können. Insbesondere zeigen die Ergebnisse, dass Frauen mehr Trinkgeld erhalten und Männer mehr Trinkgeld geben als Frauen. Auch das Alter spielt eine grosse Rolle, wobei Männer jüngere Frauen mit mehr Trinkgeld belohnen als jede andere Fahrergruppe. Es zeigte sich auch, dass die Höhe des Trinkgelds je nach demografischen Merkmalen des Fahrers und der Gäste variiert. Erwartungsgemäss ist auch die Qualität der Fahrt von Bedeutung: Eine höhere Qualität wirkt sich in mehr Grosszügigkeit aus.

Auch die Auswirkung von Standardoptionen bezüglich der Vergabe von Trinkgeld wurde untersucht. Im Gegensatz zu bisheriger Literatur wurde aber ein nur bescheidener Einlfuss von Default Options auf das Vergabeverhalten festgestellt.

Trinkgeld erhöht sich bei mehreren gemeinsamen Fahrten

Als sehr wichtiges Ergebnis stellt man die Heterogenität im Verhalten der Menschen fest:

Variation in tipping outcomes across riders is three times more important than variation across drivers, with some riders persistently tipping much more than others. Among riders with at least 10 trips in our data, we find that nearly 60% of them never tip, 1% always tip, and only 40% are affected by some aspects of their experience and sometimes tip, but not always. Our results also speak to the social preferences and norms that influence tipping. When there is repeated interaction between the rider and the driver, tipping is higher.

Bisher waren die Forschungen zum Trinkgeld-Verhalten noch recht dürftig, die Stichproben zum Beispiel oft sehr klein (eine Untersuchung aus den 1990ern basierte etwa auf den Erfahrungen von vier Kellnern und vier Kellnerinnen). Die hier besprochene Verhaltensstudie konnte hingegen aus einem wahren Datenschatz schöpfen, genauer gesagt: Daten von mehr als 40 Millionen Fahrten. Also ein Vergleich von „Äpfeln mit Äpfeln“, so die Autoren, die für noch mehr Forschung im Bereich Trinkgelder plädieren:

Our nationwide tipping experiment provides an apples-to-apples comparison of demographic factors believed to affect tipping and social preferences but that have been difficult to test side by side across many observations. We hope that our findings will generate future research that will advance the understanding of tipping through models and testable predictions.

Quelle: Bharat Chanda et al., The Drivers of Social Preferences:
Evidence from a Nationwide Tipping Field Experiment, ideas.repec.org, October 2019