Gruppendruck: Wie stark sich Robotik auf kindliches Verhalten auswirken kann

Beim Einsatz von Robotern reagieren Erwachsene und Kinder unterschiedlich, zeigt eine aktuelle Studie. Kinder sehen Humanoide aufgrund der ähnlichen Grösse offenbar als ebenbürtig, was den intelligenten Maschinen mehr Einfluss erlaubt.

Gruppendruck: Wie stark sich Robotik auf kindliches Verhalten auswirken kann
Wie wirkt sich die Anwesenheit von Robotern auf das menschliche Denken aus? Foto: Tony Belpaeme / Ghent University

Die Frage, vb Roboter eines Tages die Weltherrschaft übernehmen werden, konnte schon Arnold Schwarzenegger nicht restlos klären. Dass die intelligenten Maschinen aber durchaus in der Lage sind, uns in sozialen Stress zu bringen, konnte die Informatikerin Anna-Lisa Vollmer von der Universität Bielefeld nun nachweisen.

Für ihre Untersuchung wurde nach dem Konformitätsexperiment des Psychologen Salomon Asch aus den 1950er Jahren gearbeitet, welches zeigte, dass Menschen sich in einer Gruppensituation leichter der mehrheitlichen Meinung beugen. In der ersten Runde von Vollmers Studie wurden einem erwachsenen Probanden Linien am Computer gezeigt, deren Länge er einschätzen musste. Ausserdem waren drei Roboter vom Typ Nao anwesend – 60 cm grosse Humanoiden, die sprechen und sich bewegen können:

Die Versuchspersonen sahen auf einem Bildschirm einen senkrechten Strich. Sie sollten dessen Länge mit drei weiteren Strichen (A, B und C) vergleichen und sagen, welcher Strich gleich lang sei. Wenn die richtige Antwort „B“ lautete, behaupteten die Roboter zum Beispiel fälschlicherweise „C“ sei die korrekte Antwort.

Erwachsene Ansichten lassen sich kaum erschüttern

Obwohl sich die Erwachsenen von den Ansichten anderer Menschen beeinflussen lassen hätten, zeigten sie sich von den Robotern unbeeindruckt. Anders das Ergebnis der zweiten Runde, wo Kinder die Versuchsteilnehmer waren. Sie hielten den Humanoiden nicht stand und folgten deren Meinung. Möglicherweise sorgten das Aussehen und vor allem die Grösse der Roboter dafür, dass die Kinder sie als ebenbürtig wahrnahmen.

Fest steht jedenfalls, dass sich das Verhalten von Robotern anders auf die kindliche Entwicklung als bei Erwachsenen auswirkt, so die Forscherin:

Es gibt Anwendungen, in denen eine Beeinflussung Vorteile bietet, wie zum Beispiel im Gesundheitswesen oder der Bildung. Aber natürlich dürfen wir Missbrauch und falsche Anwendungen nicht ausser Acht lassen. Wie soll zum Beispiel damit umgegangen werden, wenn mehrere Roboter in einem Geschäft für ein Produkt Werbung machen und eine Person dazu bringen, dieses Produkt zu kaufen, obwohl sie es sonst nicht gemacht hätte?

Quelle: Sandra Sieraad, Wie Roboter Kindern einen Bären aufbinden, Universität Bielefeld, 16.8.2018