Bis vor Kurzem verliess sich die Versicherungsbranche auf Mathematik und statistisches Material. Vom Kunden selbst wurden nur die nötigsten Informationen eingeholt. Aber sinkende Wachstumszahlen zwingen auch diese Branche, sich genauer mit ihrem Publikum auseinanderzusetzen.
Um das Verhalten der Kunden besser verstehen zu können, arbeiten Versicherungen verstärkt mit Behavioral Insights. Pioniere sind KFZ-Versicherer, die mittels Telematik-Daten zu verstehen versuchen, wie und wo Menschen riskanter fahren. Belohnungsmassnahmen für sicherheitsbewusste Fahrer können dabei helfen, die Unfall-Häufigkeit bei genau jenen Fällen zu verringern.
Optimistische Selbsteinschätzung
Es ist ebenfalls wissenschaftlich belegt, dass wir unsere Ernährungsgewohnheiten sowie den Nikotin- und Alkoholkonsum weniger drastisch einschätzen als es der Gesundheit gut tut. Ausgehend davon versuchen Lebensversicherer, von ihren Kunden mit einfachen Mitteln ungetrübte Aussagen über ihren Lebenswandel zu erhalten:
There are proven ways to increase the odds that people will be honest. Behavioral science research has shown the simple measure of putting the acknowledgement box—where he customer signs that they are making accurate statements—at the top of the form (rather than the bottom) markedly improves the accuracy of responses.
Ebenfalls mehr Ehrlichkeit ist mit Online-Fragebögen statt in der Papiervariante zu gewinnen oder über mehrere Varianten, “Ja” anzukreuzen.
Für die Gestaltung dieser und vieler anderer Applikationen stellen die grossen Versicherungsunternehmer mittlerweile schon eigene Verhaltensökonomen ein. Jon Jachimowicz von der Columbia Business School’s Management Division sagt dazu:
Everyone else is increasingly doing this, spending more time and resources devoted to using behavioral insights in the insurance industry. The interventions are usually cheap and cost-efficient. If you are not doing this, you are going to miss out.
Quelle: Bill Rigby, Best Behaviour, Best´s Review, February 2017