Warum das Abschalten in der Freizeit schwer fällt – und was dagegen helfen kann

Gesetze, die sicherstellen sollen, dass Mitarbeitende auch einmal offline gehen dürfen, helfen nur bedingt. Dass viele von uns kaum von den smarten Geräten – und damit dem Job – lassen können hat viel tiefer liegende Gründe.

Warum das Abschalten in der Freizeit schwer fällt – und was dagegen helfen kann

Frankreich will Arbeitnehmer vor Stress und Burnout schützen und verankert nun das Recht, sich aus dem Email-Strom auszuklinken. Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht: Wir sind geradezu besessen davon, unsere Inbox zu kontrollieren, sie zu säubern, jede Email zu checken, sobald sie mit einem “Ping” angekündigt wurde. Aber kann ein Gesetz tatsächlich vor der ständigen Erreichbarkeit bewahren?

Ja, falls allzu fordernde Vorgesetzte implizit voraussetzen, dass ihre Mitarbeiter ständig online zu sein haben. Nach ihrem Vorbild richten die nämlich ihr Verhalten aus: Mailt der Boss zu Unzeiten, tun es auch alle anderen.

Im Rahmen eines Selbstversuchs wurde von ideas42 wurde getestet, ob eventuell noch etwas anderes dahintersteckt als beruflicher Gehorsam. Das Management der Behavioral Economics Organisation erinnerte alle Mitarbeiter per Mail daran, dass die Büros über die Winterferien geschlossen seien. Ein deutliches Signal, sich vom Arbeitsalltag zu entkoppeln. Oder?

Über die Ergebnisse zeigte sich Senior Consultant Dan Connolly erstaunt:

The result was “mixed success,” Connolly said after analyzing the firm’s server logs. The amount of email traffic definitely dropped, especially on the holiday weekends. But it never quite consistently flatlined the way Connolly was hoping.

Sensationssüchtiges Gehirn

Warum können wir nicht abschalten, obwohl sogar vom Arbeitgeber verlangt? Unser Gehirn ist süchtig nach Neuem. Jede frische Mail, jedes Like bei Facebook wird mit einem Dopamin-Stoss belohnt. Aber es sind nicht nur Neurotransmitter, die uns nicht offline gehen lassen. Ergebnisse aus verhaltensökonomischen Experimenten zeigen, dass wir uns in der Arbeitswelt wichtiger nehmen also nötig. Und dabei vergessen wir gerne, dass unser Eifer, alles sofort wegarbeiten zu wollen, anderen wiederum mehr Arbeit verursacht.

Gegen diese Presence-biased Preference gibt es Hilfsmittel – etwa, wenn untereinander vereinbart wird, Emails nur zu vereinbarten Zeiten gesammelt zu bearbeiten. Oder, dass ein Assistent alle unwichtigen Mails gleich zu Beginn aussiebt. Manche werden sich wundern, wie wenig relevante Nachrichten danach übrig bleiben.

Quelle: Brigid Schulte, Why you can’t stop checking your email, cnn.com, January 27, 2017