Warum der Trend zu kürzeren Arbeitsverhältnissen zu mehr Altersarmut führen kann

Stundenlohn und Jahresgehalt können zwar numerisch dasselbe ausmachen – für das Ansparverhalten auf die Pension sind stabile Verhältnisse förderlicher.

Warum der Trend zu kürzeren Arbeitsverhältnissen zu mehr Altersarmut führen kann

Macht es einen Unterschied, ob man sein Einkommen als Stundenlohn oder Jahresgehalt bezieht? Wenn es ums Sparen geht, dann ja. Denn nach der Construal Level Theory abstrahiert der Mensch Geschehnisse in der Zukunft stärker als demnächst fällige Pläne. Und die Pension ist für die meisten Erwerbstätigen zu weit entfernt, um sich diesen Lebensabschnitt genau vorstellen zu können.

Damit ist oft auch die Finanzierung der Rente nicht Priorität Nummer Eins, vor allem, wenn man von “Paycheck to paycheck” lebt, wie in einer Studie aus den USA nachgewiesen wurde. Dort wurde einem Teil der Teilnehmer gesagt, dass sie 35 $ pro Stunde verdienen würden, einem anderen Teil wurde ein Jahreseinkommen von 70.000 $ in Aussicht gestellt. Dann sollten sie Einteilungen zu ihren Ausgaben treffen. Was passierte?

Even though the two wages are nominally the same, people thought about the decision to save in different ways. Individuals primed with the hourly wage allocated a smaller percentage of their income to retirement and other types of savings than did individuals primed with the yearly wage. The framing of the wage affected their preference to save.

An der Mathematik liegt es nicht

Die unterschiedliche Herangehensweise hinsichtlich Sparen hatte nichts damit zu tun, dass die Individuen nicht imstande wären, Stundenlöhne in Jahreseinkommen aufzurechnen, wie eine weitere Untersuchung zeigte. Der Unterschied lag auch nicht in der geringen Stabilität von Arbeitsverhältnissen, die auf Stundenlöhnen basieren.

Sobald aber die Sparrate in langfristig (für die Pension) und kurzfristig aufgeteilt werden musst, zeigte sich ein Auseinanderdriften zwischen den Empfängern von Stundenlöhnen und Jahresgehältern: Nur letztere legten grösseres Augenmerk auf die langfristige Vorsorge. Ein beunruhigendes Ergebnis angesichts der aktuellen Arbeitsmarktsituation in den USA:

The reality is that we are moving away from full-time guaranteed employment toward employment that looks more temporary. We need to find new strategies to encourage people to think long term and save, as these challenges will only become more difficult and complex over time.

Quelle: Dan Ariely and Aaron Nichols, Does being paid hourly vs. yearly change how you save?, pbs.org, June 27, 2016