Wem Unrecht getan wird, der baut in der Regel negative Gefühle auf. Um sich davon zu befreien, benötigt man ein Ventil – am einfachsten wäre es, den Aggressor zu konfrontieren. Aber wie tun, falls dieser ein Vorgesetzter ist?
Dann entlädt sich der Frust oft an unschuldigen Dritten, die diese Emotionen wiederum weitergeben. Sprich: Fühlt sich jemand unfair behandelt, pflanzt sich dieses Verhalten fort.
Forscher der Universität Bonn haben nun untersucht, wie man diese unselige Kettenreaktion am besten durchbricht. Dafür wurde ein Diktatorspiel entwickelt, an dem 237 Personen teilnahmen. Die Diktatoren entschieden, wie eine bestimmte Menge Geld unter den Probanden verteilt wurde. 83 Prozent der insgesamt 24 Diktatoren behielten den Grossteil des Geldes für sich, was nicht nur die Stimmung der restlichen Truppe deutlich verschlechterte, sondern sich auch auf unbeteiligte Dritte übertrug. Das Forscherteam dazu:
Wissenschaftler nennen das „generalisierte negative Reziprozität“. Damit ist gemeint, dass sich die beteiligten Parteien unfaires Verhalten mit gleicher Münze heimzahlen. „Generalisiert“ steht dafür, dass sich der Konflikt auch auf zunächst Unbeteiligte überträgt.
Schreiben befreit
Wie geht man nun am besten mit den überschäumenden schlechten Gefühlen um? Drei Instrumente wurden getestet: Die Teilnehmer sollten drei Minuten Pause machen, um sich emotional zu distanzieren. Auch die Beschreibung eines abstrakten Bildes sollte für Ablenkung sorgen. Und schliesslich versuchte man es mit dem Schreiben einer E-Mail an jene Person, von der das unfaire Verhalten ausging.
Die letzte Methode zeigte sich am effektivsten. Das Email musste dafür den Diktator nicht einmal erreichen, allein das Schreiben baute den Grossteil der negativen Gefühle ab. Danach konnten die meisten Probanden die Situation mit klarerem Kopf neu bewerten.
Das ist eine wichtige Erkenntnis, denn kleine wie grosse ökonomische Entscheidungen sind so gut wie immer auch durch soziale Interaktionen geprägt. Die Kettenreaktion von generalisierter negativer Reziprozität kann fatale Auswirkungen auf Unternehmenskultur oder Kundenbeziehungen haben. Und schon kleine Interventionen – im Experiment ein Feedbackmechanismus in Form eines Emails – können dies durchbrechen.