“Hinfallen. Aufstehen. Weitergehen”: Wie Frauen mit Niederlagen umgehen – und wie sich das auf deren Karriere auswirkt

Schlechtes Abschneiden im Wettbewerb wird von Frauen langfristig persönlicher genommen also von Männern. Das könnte ein Teil der Erklärung für den Gender-Gap im beruflichen Umfeld sein.

"Hinfallen. Aufstehen. Weitergehen": Wie Frauen mit Niederlagen umgehen – und wie sich das auf deren Karriere auswirkt

Untersuchungen, bei denen die persönliche Hartnäckigkeit in Wettbewerbssituationen getestet wird, drehen sich laborbedingt meist um einmalige Situationen. Eine berufliche Laufbahn besteht aber aus einer ganzen Kette solcher Ereignisse, zu denen Erfolge genauso wie Rückschläge gehören.

An letzteren arbeiten sich manche Menschen lange ab. Um herauszufinden, ob Frauen sich durch Niederlagen eher verunsichern lassen als Männer, wurde eine dreiteilige Studie während einer holländischen Mathematik-Olympiade durchgeführt:

In our lab experiments, participants perform the same task over a number of rounds. In each round, they decide whether they want to receive a piece-rate payment or enter a winner-takes- all competition against a randomly selected opponent. Participants who enter the competition and outperform their opponent receive twice the piece rate, those who enter the competition and lose receive no payment in that round. After each round, participants who choose to compete learn whether they won or lost against their opponent. By comparing the likelihood of choosing competition again in subsequent rounds between participants who win in round 1 and participants who lose in round 1, we can determine the effect of losing and whether there is a gender difference in the reaction to losing. In two further experiments, we explore the effect of giving feedback to those who do not compete and the role of risk.

Erklärung für die “Leaking Pipeline”

Wie wirkten sich die wiederkehrenden Wettbewerbssituationen auf das Durchhaltevermögen der männlichen und weiblichen Kandidaten aus? Es stellte sich heraus, dass Männer nicht nur prinzipiell kompetitiver, sondern auch resistenter nach Rückschlägen sind. Im Vergleich zu den Männern wollten ein Jahr nach der Mathematik-Olympiade weniger Frauen, die damals verloren hatten, abermals teilnehmen.

Umgelegt könnte dies eine Erklärung für den Gendergap in der Berufswelt sein und die dortige “Leaking Pipeline” erklären, sprich: Warum mehrheitlich Frauen die Hochschule abschliessen, aber vor allem Männer in den Vorstandsetagen sitzen oder Lehrstühlen innehaben:

Considering the fierce competition for journal space, research funding and academic positions, persisting in the face of failure is arguably crucial for being successful in academia. Similarly, it is difficult to imagine somebody making it to the top of the corporate hierarchy without losing out to competitors at some point on the way. This suggests that bad luck early on in a career could be especially costly for high-performing women and introduces an important element of path dependence in the careers of women.

Damit scheinen sich auch Untersuchungen zu bestätigen, die feststellen, dass Männer ihre Erfolge auf innere Faktoren zurückführen (Talent) und Niederlagen Äusserlichem zuschreiben (zu wenig Einsatz; die Umgebung). Frauen sehen dies nach aktuellem empirischem Wissensstand genau umgekehrt.

Quelle: Thomas Buser, Huaiping Yuan, Do women give up competing more easily? Evidence from the lab and the Dutch Math Olympiad, Tinbergen Institute, November 10, 2016