Nudging wird in den USA bereits häufig eingesetzt. Durchaus mit Wohlwollen der Bürger, wenn man sie danach fragt. Cass Sunstein, Co-Autor des gemeinsam mit Richard Thaler erstellten Initialwerkes zum Thema Stupsen für das allgemeine Wohl, hat für eine Studie die Akzeptanz einer ganzen Reihe von in der Praxis angewendeten und auch fiktiven Nudges abgefragt, um daraus Muster abzuleiten.
Programme wie das automatische Einschreiben in die Unternehmenspensionsvorsorge, dem man nur per Opt out entkommen kann, findet der Grossteil der 563 Befragten ganz wunderbar. Auch das Aufdrucken von Kalorientabellen auf Lebensmittelpackungen oder Gesundheitswarnungen auf Zigarettenpackungen kommen gut an.
Sobald sich jedoch das Gefühl regt, aus gesetzeswidrigem Eigeninteresse manipuliert zu werden, regt sich Widerstand. Ein fiktives Beispiel wäre, automatisch christlich getauft zu werden, wenn auch mit der Option, zu einer anderen Konfession zu wechseln oder auszusteigen. Ähnlich wird auf den ebenfalls inexistenten Nudge eines Bundesstaates reagiert, automatisch als Demokrat eingetragen zu werden. Oder dass bei einer Heirat im Normalfall als Familienname jener der Frau gilt.
Automatisches Spenden von Steuerguthaben wäre unerwünscht
Was auch gar nicht geht: Spenden, die bei einer Steuerrückzahlung automatisch abgezogen werden und etwa an das Rote Kreuz gehen. Ausserdem abgefragt wurden Kampagnen, die Mütter mit kleinen Kindern zum Daheimbleiben animieren wollen, oder die Initiative eines neugewählten Präsidenten, der Kritik an seinen Entscheidungen als unpatriotisch und gefährlich für die Landessicherheit verkauft.
Warum stossen diese teils überzogenen, teils realistischen Szenarien auf Ablehnung? Sunstein schreibt:
Two principles seem to dominate the cases. First, people reject nudges that are taken to have illicit motivations. In a democracy, it is illegitimate to attempt to convince people that criticism of a public official is unpatriotic. […] Second, people oppose nudges that are inconsistent with the interests or values of most choosers. The most illuminating finding here is that while most people support automatic name change for women, they reject automatic name change for men.
Und was die Spenden-Unlust betrifft: Hier ärgern sich ohnehin viele Menschen über ihre persönliche Trägheit, die sie vom Abstellen ihrer Spendenabbuchung abhält. Wenn dann auch noch von öffentlicher Seite nachgeholfen würde, wäre für viele die Grenze des Wohltätigkeit erreicht.