Kooperativere Firmenkulturen und adäquate Vergütungssysteme tragen erheblich dazu bei
Im höheren Management sind Frauen noch immer wenig vertreten. Offensichtliche Diskriminierungen, Schwierigkeiten, Familie und Beruf zu vereinen und stärkere Risikoaversion werden regelmäßig als Erklärungsmuster herangezogen. Zudem konnte in bisherigen Studien gezeigt werden, dass sehr leistungsfähige und -willige Frauen, die im Arbeitsumfeld unter starken Konkurrenzdruck gesetzt wurden, signifikant schlechtere Leistungen zeigten – und dies, obwohl sie dieselben Aufgaben ohne Konkurrenzdruck ausgezeichnet (gleich gut oder besser als Männer) lösen konnten.
Frauen funktionieren besser in einem kooperativen Arbeitsumfeld
Warum können nun Frauen mit Konkurrenzsituationen durchschnittlich schlechter umgehen als ihre männlichen Kollegen? Eine Studie der Universität Stanford (Niederle, Vesterlund) versucht neue Antworten auf diese Frage zu finden.
Dazu wurde eine Aufgabenstellung ausgewählt, bei welcher keine Leistungsunterschiede zwischen den Geschlechtern auftreten. Für das Lösen der Aufgabe wurden die Teilnehmer monetär vergütet. Das Entlohnungsschema konnten sie dabei selbst bestimmen. Entweder wurden sie für jede korrekt ausgeführte Aufgabe oder im Rahmen einer Wettbewerbsentlohnung (in diesem Fall erhält der oder die Beste einer Gruppe den Löwenanteil; die restlichen müssen sich mit sehr viel weniger zufrieden geben) vergütet. Die Resultate der Stanford-Ökonomen waren eindeutig:
Männer wählten doppelt so häufig das kompetitive Entlohnungsschema. Damit akzeptierten die meisten Männer eine Entlohnung, die weit unter ihrer erbrachten Leistung lag. Frauen hingegen mieden mehrheitlich dieses System und wollten für ihre wirklich erbrachte Leistung bezahlt werden.
Frauen unterschätzen signifikant ihr Leistungspotential – für die Karriere ist dies jedoch nur problematisch, falls das Arbeitsumfeld sehr kompetitiv ist
Woran liegt das? Einerseits an der unterschiedlichen Selbsteinschätzung von Mann und Frau. Ausschlaggebend für die Entscheidung, sich dem Wettkampf zu stellen, ist die Einschätzung der eigenen Leistung relativ zur Leistung der anderen. Ist man der Ansicht der/die Beste zu sein, wählt man eher das kompetitive Entlohnungssystem. Generell neigen beide Geschlechter in verschiedensten Aufgabenstellungen dazu, ihre Fähigkeiten zu überschätzen. Bei Männern ist diese Eigenschaft jedoch um einiges stärker ausgeprägt. Aus diesem Grund suchen Männer häufiger Konkurrenzsituationen, Frauen jedoch weniger oft. Zusätzlich kommt hinzu, dass die meisten Frauen generell keine Vorlieben für Situationen haben, die Wettkampfcharakter besitzen, Männer hingegen kompetitive Situationen häufig als angenehm und herausfordernd einschätzen.
Schlussfolgerungen
Aus diesen Überlegungen ergeben sich für CEOs, Personalverantwortliche in Unternehmen und Politiker mit grossem Interesse an Chancengleichheit im Beruf folgende Empfehlungen und Schlussfolgerungen:
- Je kompetitiver ein Arbeitsumfeld von Frauen wahrgenommen wird, je schlechter sind Frauen in der Lage, ihr Leistungspotential vollumfänglich abzurufen.
- Je stärker das Vergütungssystem in einem Arbeitsumfeld einer „Wettbewerbsentlohnung“ ähnelt, desto schwieriger wird es für Frauen sein, mit ausgezeichneten Leistungen die Karriereleiter nach oben zu steigen.
- Je kooperativer das Arbeitsumfeld gestaltet wird und je stärker das Vergütungssystem die Leistung belohnt, desto freundlicher ist das Karriereumfeld für Frauen.
- Unternehmen, die leistungsbereite Frauen für höhere Positionen gewinnen wollen, tun gut daran, ihre Kooperations- und Vergütungsstrukturen den Bedürfnissen von Frauen anzupassen.
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