Verhaltensökonomische Studie
Der Wert journalistischer Medien in Deutschland

ÜBER DIE STUDIE
Wieviel ist Journalismus für Google wert? Eine deutsche Perspektive
Eine neue Studie von FehrAdvice & Partners AG beziffert den Wert journalistischer Inhalte für Google in Deutschland auf 3,2 Milliarden Euro – ein fairer Medienanteil liegt bei rund 1,3 Milliarden Euro jährlich
Berlin/ Zürich, 11. Juni 2025 – Das verhaltensökonomische Beratungsunternehmen FehrAdvice & Partners hat eine neue Studie vorgestellt, die erstmals den ökonomischen Wert journalistischer Inhalte für Google in Deutschland empirisch bestimmt. Die von Corint Media beauftragte Untersuchung zeigt: Google profitiert erheblich vom Vertrauen, der Orientierung und der Qualität journalistischer Inhalte – ohne diese jedoch fair zu vergüten. Ein angemessener Anteil für die Medienbranche liegt demnach bei rund 1,3 Milliarden Euro pro Jahr.
Die Ergebnisse basieren auf einem Online-Experiment mit 1.240 repräsentativ ausgewählten Personen aus Deutschland. Die Methodik wurde bereits in der Schweiz, im Vereinigten Königreich und Polen erfolgreich eingesetzt – sie misst reales Verhalten anstelle von Meinungen.
„Unsere Studie nutzt fortschrittliche Methoden der Verhaltensökonomie, um den tatsächlichen Wert journalistischer Inhalte für Google zu messen“, sagt Alexis Johann, Geschäftsführer von FehrAdvice und Mitautor der Studie. „Wir beobachten Nutzerverhalten in realen Entscheidungssituationen – mit klaren Effekten zugunsten journalistischer Inhalte.“
Die Studie basiert auf aktuellen Marktdaten: Google erzielte 2024 in Deutschland rund acht Milliarden Euro Umsatz mit bezahlter Suche. Etwa 55 % der Suchanfragen sind informationsbezogen, und 73 % der Nutzer:innen bevorzugen Medieninhalte. Daraus ergibt sich ein wirtschaftlicher Gesamtwert journalistischer Inhalte in Höhe von rund 3,2 Milliarden Euro – ein fairer Anteil für die Medien beläuft sich auf etwa 1,3 Milliarden Euro jährlich.
Christine Jury-Fischer, Geschäftsführerin von Corint Media erklärt die Bedeutung der Studie: „Corint Media setzt sich seit Jahren für eine angemessene Beteiligung von Anbietern journalistischer Medien an den Erlösen der Digitalplattformen ein. Dabei kämpfen wir auch gegen die vielfach beklagte Informationsasymmetrie: Nur die Plattformen haben alle Daten zu den Nutzungen von journalistischen Medieninhalten in ihren Ökosystemen, neutrale zertifizierte Messdienstleister haben hier keinen Zugang.«
Corint Media setzt sich seit Jahren für eine angemessene Beteiligung von Anbietern journalistischer Medien an den Erlösen der Digitalplattformen ein.
Dr. Christine Jury-Fischer, Geschäftsführerin Corint Media
Die neue Studie von FehrAdvice belege nun zweifelsfrei: Nutzer suchen auch in Google – für viele Menschen einer der Hauptzugangspunkte für Nachrichten – aktuelle, vertrauenswürdige und vollständige Informationen und verlassen die Plattform, wenn diese fehlen. Googles Wertschöpfung beruhe somit auch maßgeblich auf journalistischen Inhalten. „Dass die digitalen Plattformen diese mitnehmen, ohne die Inhalteanbieter angemessen zu beteiligen, stellt ein massives Problem für die Finanzierung unserer Medienordnung dar», so Jury-Fischer. Hieraus müssten dringend die richtigen Schlüsse für die Anpassung des gesetzlichen Rahmens gezogen werden – auch und vor allem mit Blick auf Herausforderungen durch generative Künstliche Intelligenz. Eine jahrelange Verschleppung der Zahlungen wie bei der Durchsetzung des Presseleistungsschutzrechts dürfe es hier nicht geben.“
Für den Ökonomen Ernst Fehr, Verwaltungsratspräsident von FehrAdvice, steht fest, dass die wirtschaftliche Grundlage von Medien ein wesentlicher Baustein einer funktionierenden Gesellschaft ist. Fehr: „Journalistische Vielfalt ist nicht nur wichtig für die individuelle Meinungsbildung, sondern auch für das Funktionieren unserer Demokratie. Deshalb ist es wichtig, dass Plattformen wie Google journalistische Angebote ökonomisch fair entlohnen, weil sonst ein zentrales Element der demokratischen Infrastruktur gefährdet wird. Es geht hier nicht nur um wirtschaftliche Fairness, sondern um die Zukunft journalistischer Vielfalt und demokratischer Meinungsbildung.“
Es geht hier nicht nur um wirtschaftliche Fairness, sondern um die Zukunft journalistischer Vielfalt und demokratischer Meinungsbildung.
Univ. Prof. Ernst Fehr, Ökonom und Verwaltungsratspräsident FehrAdvice
ÜBER CORINT MEDIA:
Corint Media ist eine europäische Verwertungsgesellschaft mit Sitz in Berlin. Sie vertritt die Rechte zahlreicher deutscher und internationaler Medienhäuser, darunter führende Tageszeitungen, Zeitschriften und TV-Sender. Ziel von Corint Media ist es, die Leistungsschutzrechte der Presseverleger und Sendeunternehmen gegenüber digitalen Plattformen durchzusetzen und eine faire Vergütung sicherzustellen.
ÜBER FEHRADVICE & PARTNERS:
FehrAdvice & Partners ist ein auf Verhaltensökonomie spezialisiertes Beratungsunternehmen mit Sitz in Zürich und Wien. Es wurde von Univ-Prof. Dr. Ernst Fehr (Universität Zürich) und Mag. Gerhard Fehr gegründet. Das Unternehmen hat ähnliche Studien zum Wert journalistischer Inhalte bereits in der Schweiz, Großbritannien und Polen durchgeführt.
Zentrale Ergebnisse
- 73 % der Nutzer:innen bevorzugen Suchergebnisse mit journalistischen Inhalten
- Fehlen journalistische Inhalte in der Google-Suche, verändert sich die subjektive Wahrnehmung der Suchergebnisse. Wenn journalistische Inhalte nicht eingebunden sind, nehmen Nutzer:innen die Suche ohne journalistische Inhalte als deutlich weniger vollständig (–66,7 %), aktuell (-56,1%), orientierend (–51,4%), vertrauenswürdig (–50,6 %), qualitativ hochwertig (–46,9 %) und unabhängig (–40,4 %) wahr.
- Nutzer:innen sind bereit, rund 24 % mehr für Google mit Medieninhalten zu zahlen
- Nutzer:innen, die ein Google ohne journalistische Medien erlebt haben, bewerten ihren Sucherfolg um 17,2 % schlechter
- Ohne journalistische Medieninhalte gaben Nutzer:innen im Experiment an, bei einer erneuten Suchanfrage häufiger direkt auf journalistische Medienwebseiten (+48,5%) klicken zu wollen.
Die Untersuchung basiert auf einem verhaltensökonomischen Online-Experiment mit 1.240 repräsentativen Internetnutzer:innen in Deutschland. Die Teilnehmenden wurden zufällig einer von zwei Gruppen zugewiesen: einer Version von Google mit journalistischen Inhalten oder einer Version ohne solche Inhalte. Sie erhielten realitätsnahe Suchaufgaben zu Themen wie „Donald Trump & Ukraine“, „Formel 1“ oder „iPhone 16“. Im Anschluss wurden Nutzung, Präferenz, Zufriedenheit, Zahlungsbereitschaft und zukünftiges Suchverhalten systematisch erfasst.
Die Studie verwendet dabei bewusst das methodische Design eines randomisierten Kontrollgruppenexperiments – jenem Ansatz, der in der Kausalanalyse international als Goldstandard gilt, um belastbare Wirkungszusammenhänge zwischen Ursache und Verhalten herzustellen.
Durch diese wissenschaftlich etablierte Vorgehensweise lassen sich die Effekte journalistischer Inhalte auf Nutzerwahrnehmung und Plattformverhalten kausal nachweisen, statt lediglich zu beschreiben.

Highlights der Studie
Studienhighlights Medienwert Deutschland
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