
Im Kanton Basel-Stadt steht ein wichtiger Schritt in der Steuerpolitik bevor: Der Kantonsrat hat die Volksinitiative „Keine Steuerschulden dank Direktabzug“ des Kantonsrats mit knapper Mehrheit zur Annahme empfohlen, wie der Tagesanzeiger berichtet.
Ziel: Der Steuerbetrag soll künftig automatisch vom Lohn abgezogen und direkt an die Steuerverwaltung überwiesen werden.
Relevanz für die Schuldenprävention
Aus unserer verhaltensökonomischen Analyse (2016) im Auftrag der Budget- und Schuldenberatung Basel zeigt sich: Ein Direktabzug reduziert das Risiko, dass Steuerpflichtige aufgrund fehlender Rücklagen in eine Schuldenspirale geraten. Dabei geht es unter anderem darum, dass Einkommen und Steuer belastung wieder enger zusammenfallen – statt dass am Jahresende eine unerwartete Rechnung droht.
Wichtige Eckpunkte des Vorschlags
- Arbeitgeber mit Sitz bzw. Wohnsitz in Basel-Stadt sollen Steuern von Mitarbeitenden mit Wohnsitz im Kanton direkt vom Lohn abziehen und überweisen.
- Für Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden bleibt die Regelung freiwillig (Opt-out möglich).
- Alternativ stellt die Parlamentskommission einen Gegenvorschlag zur Diskussion: provisorische Steuerrechnungen kombiniert mit Beratung statt Direktabzug.
Chancen & Herausforderungen
Chancen:
- Erhöhte Planungssicherheit für Steuerzahler*innen: Monatlich abgebuchte Vorauszahlungen vermeiden Überraschungen.
- Prävention von Steuerschulden und damit verbundenen sozialen und wirtschaftlichen Folgen (z. B. Betreibungen, Produktivitätsverluste).
- Transparenz: Der Steuerabzug wird sichtbar Teil des monatlichen Lohns – das fördert Bewusstsein für staatliche Leistungen und Kosten. (siehe unsere Studie)
Herausforderungen:
- Administrative Umsetzung und Kosten für Arbeitgeber und Verwaltung müssen berücksichtigt werden.
- Der Direktabzug greift nur bei Wohnort und Arbeitsort im Kanton Basel-Stadt – Mobilitäts- und Grenzgängersituationen bleiben komplex.
- Kleine Unternehmen sehen sich mit Mehraufwand konfrontiert – daher Opt-out und Freiwilligkeit für KMU vorgesehen.
Fazit
Für FehrAdvice ergibt sich hier ein bedeutender Impuls im Bereich der Steuer- und Schuldenpolitik: Der Direktabzug von Steuern ist ein verhaltens- und systemökonomisches Instrument, das Effizienz, Prävention und Gerechtigkeit miteinander verbindet. Basel-Stadt könnte damit ein Pilot-Kanton für eine breitere Steuerreform werden – mit möglicher Signalwirkung für andere Kantone und Regionen.
Wir bleiben dran und begleiten diesen Wandel mit unserem Know-how in Verhaltensökonomie, Organisationsdesign und Public Policy.
