Das politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Verhalten in Afrika wird stark von der Volkszugehörigkeit geprägt. Wie sehen die dahinterliegenden Mechanismen aus?
Ein Experiment versuchte, einen altbekannten Mechanismus zu isolieren: Vorurteile gegenüber allen, die uns nicht ähnlich sind, oder umgekehrt: Bevorzugung jener mit gleicher Ethnizität. Verwendet wurde ein umfangreiches Forschungsdesign, die Stichprobe umfasste 1.300 Probanden aus Nairobi, Kenia.
Über mehrere experimentellen Runden hinweg wurden Rohdaten gesammelt, die unterschiedlich mit den nationalen Wahlen zusammenhingen. Zuvor hatte Priming unter Laborbedingungen stattgefunden. Dann wurde die ethnische Voreingenommenheit sowohl standardgemäß als auch mit neuartigen experimentellen Methoden gemessen, ausserdem ein impliziter Assoziationstest (IAT) vorgenommen.
Das Ergebnis dieses aufwändigen Forschungsdesigns:
We find very little evidence of an ethnic bias in the behavioral games, which runs against the common presumption of extensive coethnic bias among ordinary Africans and suggests that mechanisms other than a coethnic bias in preferences must account for the associations we see in the region between ethnicity and political, social and economic outcomes.
“The overall null findings”
Die Autoren schränken allerdings ein, dass dieses erstaunliche Resultat – „the overall null findings for coethnic bias“ – eventuell mit der urbanen Herkunft der Probanden zu tun haben könnte und im ländlichen Umfeld ganz anders ausfallen hätte können, wie frühere Studien im ruralen Kenia gezeigt haben:
Given the strictly urban nature of our subject pool, our study is not well suited to fully assess the possibility of different degrees of coethnic bias in urban and rural domains. […] Others have pointed to the role that expanding democratization may play in dampening ethnic favoritism (Burgess et al. 2015). Gaining a better understanding of the role played by rapid urbanization will also be an important goal for future scholarship on ethnicity in Africa.