Je schlechter die Nachrichtenlage, desto risikoscheuer ist der Mensch

Eine Studie belegt, dass die Tonalität der Medienberichterstattung die Risikobereitschaft ihrer Empfänger beeinflusst. Und: Gute Nachrichten verlieren schneller ihre Wirkung.

Je schlechter die Nachrichtenlage, desto risikoscheuer ist der Mensch

Medien leben von negativer Berichterstattung. Schlechte Nachrichten emotionalisieren die Menschen, was mit besseren Absatzzahlen belohnt wird. Das ständige Katastrophen-Bombardement hinterlässt beim Rezipienten allerdings Spuren.

Eine australische Studie wollte herausfinden, wie die wirtschaftliche Lage von Medienkonsumenten eingeschätzt wird, nachdem sie positiven beziehungsweise negativen Nachrichten ausgesetzt waren. Man bediente sich am Datenmaterial des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Konkret wurden die Angaben von mehr als 30.000 SOEP-Befragten ausgewertet, die zwischen 2004 und 2012 immer wieder befragt wurden.

Diese mussten auf einer 10-teiligen Skala angeben, wie risikobereit sie sich einschätzten. Auf einer 3-stufigen Skala trugen sie ausserdem ein, wie sehr sie sich um ihre persönliche wirtschaftliche Situation, die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes und die gesamte Wirtschaft Sorgen machten. Gleichzeitig verschafften sich die Wissenschaftlerinnen einen Überblick, wie positiv oder negativ die Leitmedien über die wirtschaftliche Lage im selben Zeitraum berichtetet hatten.

Effekt von positiver Berichterstattung wenig nachhaltig

Tatsächlich korrelierte die Risikobereitschaft der Befragten positiv mit einer wohlwollenden Berichterstattung beziehungsweise sank, sobald die Nachrichten wenig Gutes mitzuteilen hatten. Der Effekt einer positiven Nachrichtenlage schien übrigens nicht sehr nachhaltig, berichtet Maria Zumbühl, eine der Wissenschaftlerinnen:

Im Laufe der Zeit sehen die Menschen die positive Meldung wieder verstärkt in einem grösseren Gesamtzusammenhang, den sie als negativ bewerten.

Ein Beispiel: Berichte über neue Absicherungsmassnahmen für Jobs würden die Menschen zunächst in Sicherheit wiegen und ihre Risikofreude steigern. Mit der Zeit erkennen sie allerdings wieder das eigentliche Problem, also die Krise am Arbeitsmarkt, was die Risikobereitschaft wieder abnehmen lässt.

Quellen: