Interview mit Armin Falk: Warum wir uns trotz guter Lebensbedingungen ungerecht behandelt fühlen

Fairness ist nur über Referenzpunkte erfahrbar, so Verhaltensökonom Armin Falk in einem hörenswerten Intermit mit dem «Deutschlandfunk»

Interview mit Armin Falk: Warum wir uns trotz guter Lebensbedingungen ungerecht behandelt fühlen
Armin Falk. Foto: Uni Bonn.

Uns Bewohnern der westlichen Welt geht es vergleichsweise gut, und trotzdem gelingt es Populisten in letzter Zeit immer mehr, Wutbürger hinter sich zu scharen. Warum? Diese Menschen fühlten sich ungerecht behandelt, analysiert der Verhaltensökonom Armin Falk in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk.

Wie das sein kann, obwohl objektiv kaum Grund zur Klage besteht? Weil wir uns ständig mit anderen vergleichen – und da findet sich immer jemand, der es offenbar besser hat. Oder der Steuergelder erhält, ohne dafür etwas geleistet zu haben, wie es Migranten aktuell vorgeworfen wird.

Armin Falk, der das Briq Institute of Behavior and Inequality leitet, sagt dazu:

Es ist eine der – ja, man könnte beinahe sagen – klassischen Einsichten der Verhaltensökonomik, dass wir als Menschen eher schlecht darin sind, objektive Zustände zu beurteilen. Wir machen das in der Regel ‘relativ zu anderen’. Das heisst, wir brauchen Referenzpunkte, um zu bestimmen, ob es uns gut oder schlecht geht.

Gute Bezahlung garantiert noch kein Gefühl der Fairness

Ein Beispiel: Wenn das eigene Gehalt mit der Zeit steigt, fühlt man sich gerecht behandelt. Sollte es zwar hoch sein, aber stagnieren, wird das als Rückschritt erlebt. In Bausch und Bogen kann diese Aussage allerdings nicht getätigt werden, da objektiv gesehen die Einkommensschere innerhalb von Unternehmen immer weiter aufgeht. Sprich: Zwischen Pförtner und Management liegen oft Gehalts-Universen.

Eine unfaire Behandlung führe nicht nur zu schlechten Gefühlen, sondern kann auch krank machen, so Falk. Besonders das Herz reagiert laut Untersuchungen empfindlich. Mitarbeiter, die beispielsweise ihre Bezahlung als nicht gerecht beurteilen, sind häufiger krank und leiden speziell unter Herzkreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzinfarkt.

Das gesamte Interview mit Gerechtigkeitsforscher Armin Falk ist unter diesem Link auch on Demand zu hören.

Quelle: Warum wir soziale Gerechtigkeit nur fühlen können, Armin Falk im Gespräch mit Karin Fischer, deutschlandfunk.de, 07.01.2018