Besser informierte Langzeitarbeitslose finden schneller wieder zurück in den Beruf

Mit Eigeninitiative finden Langzeitarbeitslose eher einen neuen Job, was sich wiederum positiv auf die Betroffenen und ihr soziales Umfeld auswirkt. Eine Nudging-Initiative in Deutschland nutzte dieses Wissen – und zeigte messbare Wirkung.

Besser informierte Langzeitarbeitslose finden schneller wieder zurück in den Beruf

Langzeitarbeitslosigkeit ist eine schwere Bürde, sowohl für die Betroffenen als auch die Gesellschaft. Fest steht, dass mit jedem Monat in dieser Phase die Chance sinkt, wieder einen neuen Job zu finden.

Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass ein sanfter Schubser (Nudge) die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, in die Erwerbstätigkeit zurückzukehren. Aktive Arbeitssuche ist der primäre Schlüssel zum Erfolg – eine Tatsache, die von vielen Langzeitarbeitslosen falsch eingeschätzt wird.

Daher wurde in Deutschland eine Info-Broschüre produziert, um diesen Nudge in der Praxis zu testen. Darin wird betont, dass es ohne Eigeninitiative und der aktiven Recherche von Online- oder Tageszeitungs-Annoncen kaum möglich ist, den Weg zurück in den Arbeitsmarkt zu finden.

Auch, dass sich eine Erwerbstätigkeit positiv auf das eigene Wohlbefinden und das der Familie und weiteren Umgebung auswirkt, wird darin betont.

Informationen steigern das Jahreseinkommen

Die Auswirkungen der Informations-Broschüre wurde unter Deutschlands Arbeitssuchenden untersucht, von denen ein Viertel das Schreiben kurz nach Anmeldung ihrer Arbeitslosigkeit zugeschickt bekam. Im Vergleich zur Kontrollgruppe waren diese Menschen in ihren Bemühungen um eine neue Arbeit etwas erfolgreicher, wie sich nach einiger Zeit zeigte. Und sie verdienten auch mehr:

Hier zeigt sich, dass ein Jahr nach Versand der Broschüre diejenigen, die das Heft erhalten hatten, insgesamt im Schnitt um rund 155 Euro mehr verdient hatten als Jobsuchende, welche die Information nicht bekommen hatten.

Ein weiterer Teil der Untersuchung zeigte, dass unter besonders stark von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenenen Personen die Wahrscheinlichkeit einer neuen Beschäftigung innerhalb eines Jahres um vier Prozent und das Jahreseinkommen um 450 Euro gestiegen war. Studienleiter Armin Falks Kommentar zu diesem Ergebnis:

Angesichts der geringen Kosten der Broschüre von weniger als einem Euro pro Heft ist das ein vielversprechendes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Das zeigt, dass die Erkenntnisse der Arbeitsmarkt- und Verhaltensforschung nicht nur wichtige Impulse für die Arbeitsmarktpolitik liefern, sondern auch direkten Nutzen für Arbeitsuchende stiften können.

Quelle: Mark Fallak, Das Nudge-Prinzip im Praxistext: Ein sanfter Anstoß hilft gegen Langzeitarbeitslosigkeit, briq Institute on Behavior & Inequality, idw-online.de, 12.10.2017