Altern, sagt die Wissenschaft, ist der Übergang vom Wachstum der menschlichen Fähigkeiten zu deren Bewahrung. Doch diese Definition wird gerade herausgefordert. Erstens gestalten überaus gesunde und aktive Babyboomer das Pensionsalter neu. Zweitens investiert das Silicon Valley in Technologien, die das biologische Altern hinauszögern sollen – oder gar abschaffen.
Wie die PensionärInnen von morgen leben werden, untersucht die im Auftrag von Swiss Life erstellte GDI-Studie «Digital Ageing: Unterwegs in die alterslose Gesellschaft» von Jakub Samochowiec, Martina Kühne und Karin Frick.
Mögliche Zukunftsmodelle des Alters lotet die Studie anhand von zwei Faktoren aus: ob ein Mensch eher um Bewahrung oder Wachstum seiner Fähigkeiten besorgt ist – und wie offen er oder sie gegenüber neuen Technologien ist. Daraus ergeben sich vier Szenarien:
- Conservative Ageing: Die «klassischen» Alternden. Sie wollen ihre Fähigkeiten bewahren und nutzen keine neuen Technologien. Sie werden alt, sind unflexibel und lassen kaum Innovationen zu, übernehmen aber wichtige soziale Aufgaben wie die Enkelbetreuung.
- Rebel Ageing: Die Durchstarter. Sie nutzen neue Technologien, um in der analogen Welt mehr zu erleben. Sie investieren ihre Energie in unternehmerische und gemeinnützige Aktivitäten.
- Predictive Ageing: Die Bewahrenden. Sie nutzen Technologien für Ihre Gesundheit und messen genetische Prädispositionen für Prognosen und Empfehlungen. Ihr Fokus auf das körperliche Wohlergehen vermindert allerdings ihre Solidarität gegenüber Leuten, die weniger gesund leben.
- Ageless Ageing: Die Progressiven. Sie erhoffen sich von der Technologie die Überwindung biologischer Grenzen wie Krankheit und Tod. Ageless Ageing brächte neue Herausforderungen: für den Einzelnen die Sinnsuche im ewigen Leben, für die Gesellschaft Wachstumsgrenzen.
Sicher ist, so die Autoren: Die traditionellen Grenzen des Alters verschwinden. «Digital Ageing» zeigt auf, welche neuen Konzepte entstehen könnten und nennt deren Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft.