Wo Altruismus im Gehirn passiert – und wie man ihn prognostizieren kann

Altruistisches Verhalten lässt sich nicht nur messen, sondern auch durch die Messung von Gehirnaktivität prognostizieren. Dies ist nun bei einem Laborexperiment gelungen.

Kann man Gehirnaktivitäten messen und herausfinden, wie altruistisch sich ein Mensch verhält? Man kann, sagt eine Studie von Psychologen der Uni Würzburg. 20 Studentinnen und 20 Studenten mit einem Monatseinkommen bis maximal 900 Euro wurden dafür ins Labor geladen, nachdem ihr Altruismus-Level via Online-Befragung entweder als hoch oder niedrig eingestuft worden war.

Zwei Phasen durchliefen die Studienteilnehmer, währenddessen ihre Hirnaktivität mittels EEG ermittelt wurde. Zuerst ein „Diktator-Spiel“, in dem sie in mehreren Durchgängen jeweils 8 Cent zwischen sich und einem Begünstigten aufteilen sollten. Vor jeder Entscheidung erhielten sie unterschiedliche Informationen, die von der Einkommenshöhe des Empfängers bis zur Anonymität oder Öffentlichkeit ihrer Entscheidung reichte. Im zweiten Abschnitt war es dann an ihnen, zu beurteilen, wie fair die Angebote der anderen ausfiel.

Eine mittfrontale Hirnregion als Codebreaker

Es stellte sich heraus, dass über die mittfrontale Theta-Band Aktivität vorherzusehen ist, wie altruistisch die Entscheidungen ausfallen würden. Je höher diese Hirnaktivität, desto grosszügiger zeigte sich die jeweilige Person – allerdings nur dann, wenn sie schon zuvor als altruistisch eingestuft worden war. Bei den wenig prosozial klassifizierten Teilnehmern arbeitete die Theta-Band Aktivität erst bei ihren ungerechtesten Angeboten auf Hochtouren: Wenn sie selbst die gesamten 8 Cent einbehielten.

Die Analysen dieser unterschiedlichen Verhaltensweisen brachte zum Vorschein:

Personen, die im Vorfeld der Untersuchung als altruistisch eingestuft worden waren, gaben insgesamt mehr Geld als wenig altruistische Personen. Auf höhere Bedürftigkeit eines Empfängers (niedriges Einkommen) wurde, unabhängig davon ob der Gebende altruistisch war oder nicht, mit höheren Angeboten reagiert. Die Anonymität der Situation hatte unterschiedliche Auswirkungen auf die Angebotshöhe: Niedrig altruistische „Diktatoren“ gaben mehr Geld, wenn sie beobachtet wurden. Bei hoch altruistischen „Diktatoren“ verhielt es sich genau umgekehrt: Sie gaben mehr Geld, wenn sie nicht beobachtet wurden.

In der Beurteilung, wie fair oder unfair jemand seine Mittel verteilte, zeigte sich übrigens sowohl bei wenig als auch hoch altruistischen Personen kein Unterschied: Sobald „Dikatoren“ Empfängern mit geringem Einkommen wenig bis kein Geld zukommen liessen, wurden sie als unsozial eingeordnet.

Quellen: