Kalorien zählen reicht nicht: Warum beim Bestellen im Restaurant oft die Vernunft aussetzt

Die Angabe von Nährwerten ist in Restaurants wenig effektiv, um Menschen zu gesünderen Entscheidungen zu bewegen. Doch wie könnte man Entscheidungen in hot moments dann besser gestalten?

Kalorien zählen reicht nicht: Warum beim Bestellen im Restaurant oft die Vernunft aussetzt

Das neue Jahr hat oft mit guten Vorsätzen begonnen, und häufig liegt dabei der Schwerpunkt auf Figur und Gesundheit. Es gilt Kalorien zu zählen, auf Inhaltsstoffe zu achten und dementsprechend zu handeln. In der Theorie helfen einem dabei Tabellen, Kennzeichnungen und ein grosser Fundus ernährungswissenschaftlicher Erkenntnisse.

Sobald man aber im Restaurant sitzt, eingelullt von Wärme und Düften verpuffen die Pläne häufig in Sekundenschnelle. Die Intuition (im schnellen System 1 nach Daniel Kahnemann) überrennt die träge und anstrengende Vernunft im System 2. Der Magen ist übervoll. Und zum Dessert gibt es das schlechte Gewissen.

Bleibt die Frage, wie man Menschen trotzdem unterstützen kann, dass sie im Falle des Falles eher die gesündere Wahl treffen. In den USA etwa setzt man auf die Angabe von Nährwerten zu den Gerichten. Diese wird in Ketten ab 20 Filialen bald zwingend.

Die Wirkung solcher Massnahmen ist – wie viele experimentelle Studie zeigen – allerdings nicht sicher. Zu impulsiv sind die Entscheidungen während so genannter Hot moments, zu denen neben Essen auch der Sex gehört, als dass sie sich mit gut gemeinten Instrumentarien wie Kalorientabellen beeinflussen lassen.

Mir doch egal!

Und noch ein Effekt lässt den Vorsatz brechen, wie hier im Online-Magazin “Outside” erklärt:

Even if, against all odds, you manage to pay attention to menu labels, that doesn’t mean you’re out of the woods. “You’ve got to be aware of the what-the-hell effect,” says Jason Riis, a University of Pennsylvania professor who studies the intersection of marketing and health behaviors. “Even if someone fully accepts that what they want to order is egregiously unhealthy, they tell themselves, ‘What the hell, I’m out to dinner with friends, all bets are off. I’m going to get the nachos, chicken wings, and the burger!'”

Julie Downs, eine Carnegie-Professorin für Social und Decision Science, hat folgende Lösung für das Dilemma: Man bringe die Vernunft rechtzeitig zum Einsatz und treffe die Wahl lange vor dem eigentlichen Akt des Essens – zum Beispiel via Online-Bestellung vorab. Downs:

Don’t even open up the menu, [when you finally get to the restaurant]. When people actually sit down and make a thoughtful decision about what to eat in a ‘cold,’ controlled environment, menu labeling can work really well. But in a ‘hot,’ stimulating restaurant environment, the effect disappears.

Quelle: Bradley Stulberg, Why Restaurant Nutrition Labels Won’t Work, Outside – live bravely, Dec 16, 2014