Kaum jemand kann sich einem Mindestmass an Schubladendenken entziehen. Wie die täglichen Stereotypen entstehen, erforschte nun ein schottisches Team. Sie statteten fiktionale Wesen – Aliens – mit zufälligen Eigenschaften aus: Gestalt (rund, quadratisch, rechteckig), Farbe (blau, grün, rot), Bewegung (springend, diagonal, horizontal). Alle Kombinationen ergaben 27 unterschiedliche Aliens, denen per Zufallsgenerator persönliche Merkmale zugeordnet wurden. Quadratische grüne Aliens, die sich springend fortbewegen, musst man sich zum Beispiel als zurückgezogen, ordentlich, arrogant, ernst und begeisterungsfähig vorstellen.
Grüne Aliens: Einfach vulgär
Diese Informationen wurden von einer Gruppe („Generation“) der insgesamt 168 Probanden an die nächste weitererzählt, und das insgesamt sieben Mal. Wer das Spiel „Stille Post“ kennt, hat eine Vorstellung von der Dynamik. Der „Pacific Standard“ über das Ergebnis:
“Over multiple generations, a systematic relationship developed,” Martin and his colleagues report. Certain aliens became “strongly associated with the possession of specific attributes.” For example, “by the end of one chain, blue aliens were predominantly ‘sensible’ and ‘successful,’ whereas green aliens were ‘vulgar.’”
Wie kam das zustande? Die Studienteilnehmer bewerteten die Ähnlichkeiten der Aliens zwischen den Kategorien über und nahmen daher an, dass ein ähnliches Aussehen mit ähnlichen persönlichen Merkmalen verknüpft sei. Komplexe Informationsgebilde wandelten sich im zwischenmenschlichen Austausch zu einem „progressively simplified, highly structured, and easily learnable system of stereotypes“.
Diese kognitive Phänomen hilft uns, Wissen unter minimalem geistigen Aufwand anzueignen, und bietet das nötige Mass an Struktur in einer chaotischen Welt – gleichzeitig gehen dabei auch essenzielle Informationen verloren.
Quelle:
Tom Jacobs, How Stereotypes Take Shape, Pacific Standard, July 24, 2014