Wie erzeugt man Kooperation für Entscheidungen, die sich erst in der Zukunft auswirken?

Ein Experiment zeigt, wie man heute Weichenstellungen vornimmt, die dem Wohl zukünftiger Generationen dienen: mit demokratischen und für alle bindenden Entscheiden.

Wie erzeugt man Kooperation für Entscheidungen, die sich erst in der Zukunft auswirken?

Wenn gesellschaftspolitische Weichenstellungen zu grossen Fragen wie Umwelt oder Gesundheit vorgenommen werden, haben diese oft einen grossen Nachteil für jene, die sie zur Entscheidung bringen: Die Auswirkungen sind oft erst für kommende Generationen zu spüren.

Das gilt natürlich auch dann, wenn brennende Themen unangetastet bleiben. Werden etwa nicht erneuerbare Rohstoffe heute im Übermass verbraucht, bleibt für die kommenden Generationen weniger übrig – inklusive aller erdenklichen Auswirkungen auf deren Lebenswirklichkeit, die der übermässige Verbrauch von heute mit sich bringt.

Für die Politik bedeutet dass, dass die Zukunft bei Entscheidungen immer mitbedacht werden muss. Doch ist es schon bei Themen, deren Auswirkungen kurzfristig zu spüren sind, schwierig, jenes Level der Kooperation innerhalb einer Gesellschaft zu stimulieren, das für eine tatsächliche Verhaltensänderung sorgt.

Nur: Wie erzeugt man Kooperation mit der Zukunft?

Die Ergebnisse eines aktuell in “Nature” publizierten Experiments von Oliver P. Hauser, David G. Rand, Alexander Peysakhovich & Martin A. Nowak widmen sich dieser Frage. Dafür wurde ein so genanntes „Intergenerational Goods Game“ entworfen, das die Auswirkungen aktueller Handlungen auf die kommenden Generationen simuliert.

Eine Reihe aufeinanderfolgender Gruppen (stellvertretend für Generationen) konnte dabei jeweils entweder eine Ressource bis zur Erschöpfung verbrauchen oder etwas für die nächste Gruppe/Generation übrig lassen. Je mehr die Ressource ausgeschöpft wurde, desto höher waren der Payoff für die Gruppe.

Dabei zeigte sich vor allem ein Muster: Sobald die Entscheidungen individuell gefällt wurden, sank die Bereitschaft zur Kooperation mit zukünftigen Generationen. Es war zwar nur eine Minderheit, die hier besondern wenig nachhaltig handelte, doch diese bestimmte das Gesamtergebnis überproportional:

This failure to cooperate with the future is driven primarily by a minority of individuals who extract far more than what is sustainable.

Als weitaus nachhaltiger erwies sich im Experiment eine gemeinsam gefällte Entscheidung: Einerseits ermöglicht der Mehrheitsentscheid, jene Minderheit im Zaum zu halten, die zur Ausbeutung von Ressourcen im Hier und Jetzt neigt. Andererseits ist er für nur zögerlich kooperierende Individuen die Rückversicherung, dass ihre Bemühungen nicht vergeblich sind.

Allerdings fördert dieses Vorgehen nur dann nachhaltige Entscheidungen, wenn die Entscheidung für alle bindend ist. Das – so die Autoren – ist eine Erkenntnis, die für alle politischen Interventionen relevant ist, die das Ziel haben, öffentliche Güter auch für unsere Kinder und Kindeskinder zu erhalten:

Policymakers can do much to promote the public good by using a behavioural approach that is informed by a more accurate understanding of human psychology. Many citizens are ready to sacrifice for the greater good. We just need institutions that help them do so.

Quelle: Oliver P. Hauser, David G. Rand, Alexander Peysakhovich & Martin A. Nowak, Cooperating with the Future, Nature, published online 25 June 2014