Behavioral Economics für erfolgreiche gesundheitspolitische Interventionen

Übergewicht und Überalterung belasten unsere Gesundheitssysteme immer mehr. Mit der Hilfe verhaltensökonomischer Interventionen kann diesem Trend entgegengesteuert werden.

Behavioral Economics für erfolgreiche gesundheitspolitische Interventionen
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Chronische Krankheiten nehmen stetig zu und zählen mittlerweile zu den Hauptverursachern für die weltweite Sterbestatistik. Verantwortlich für den Anstieg meist tödlicher endender Diagnosen wie Krebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten oder etwa Diabetes sind zwei Faktoren: Die Überalterung der Bevölkerung sowie Übergewicht, verursacht durch falsche Ernährungsgewohnheiten und fehlende Bewegung.

Ohne gezielte Gegenmassnahmen ist dieser letale Trend kaum mehr zu bremsen. Die Verhaltensökonomie hat in den den vergangenen Jahren allerdings einige Hebel identifiziert, die helfen können, um jene menschlichen Verhaltensmuster zu beinflussen, die langfristig fatale Folgen haben.

In einem umfangreichen Paper der Inter-American Development Bank, das soeben erschien, werden sie vorgestellt. Hier nur ein paar Beispiele daraus:

Gegessen wird, was auf dem Tisch steht

Gegen eine zusehends fettleibige Bevölkerung können etwa folgende Massnahmen helfen:

  • Portionen in Restaurants verkleinern: Durch den Anchoring Bias tendieren Konsumenten dazu, ihre Teller brav leer zu essen, auch wenn sie schon längst satt sind.
  • Impulskäufe an Supermarktkassen unterbinden, indem Snacks aus dem Sichtfeld der Wartenden geräumt werden – eine Massnahme, die übrigens auch bei Zigaretten gut wirkt.

Andere Beispiele für Behavioral Economics-Applikationen aus der Praxis, die der Report aufzählt, befassen sich mit dem Problem, dass Menschen zu selten oder zu spät zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. Hier hilft etwa das simple Versenden Um Menschen stärker zu Vorsorgeuntersuchungen zu animieren, helfen unter anderem

  • das Versenden von Erinnerungs-SMS

oder

  • kleine Belohnungen wie Lotteriescheine oder Kaffee-Coupons für das Einhalten von Arztterminen.

Die Studienautoren sind nicht nur wegen der hier kurz angerissenen Beispiele überzeugt, dass verhaltensökonomische Applikationen im Gesundheitsbereich stark positive Effekte haben können:

We believe that the field of behavioral economics holds the potential for informing promising new policy applications to improve health behaviors, and we look forward to the field’s continuing growth and development in this context. We also believe behavioral economics is not likely to be able to “fix” all health behavior problems, particularly on its own. The most successful policy interventions are likely to incorporate both behavioral and neoclassical insights together, given the promising insights offered by both fields.

Quelle: Jill Luoto, Katherine Grace Carman, Behavioral Economics Guidelines with Applications for Health Interventions, Inter-American Development Bank, Mai 2014