Energieeffizienz: Wie Labels die Entscheidungen von Verbrauchern beeinflussen können

Was bewirken Aufkleber, die über die Energieeffizienz von Elektrogeräten informieren? Eine Experiment hat die Wirkung von Energielabels untersucht – und zeigt, dass man Menschen ihre Ersparnis am besten deutlich vorrechnet.

Energieeffizienz: Wie Labels die Entscheidungen von Verbrauchern beeinflussen können

Einfach und wirksam: Die EU-Energieverbrauchskennzeichnung

Energielabels sollen gemeinhin zur Unterstützung einer Kaufentscheidung im Sinne des Energiesparens beitragen. Sie geben Auskunft über die Energieeffizienz eines Elektrogeräts bei der Nutzung, der Konsument soll – so die Theorie – mit dieser Information beim Abwägen von Kapitaleinsatz und prognostizierter Energieersparnis die bessere Wahl treffen können.

Doch wirken diese Labels überhaupt?

Ein Paper von Richard G. Newell, Duke University, und Juha Siikamäki von der NPO Resources for the Future nimmt nun die Wirksamkeit von Energielabels genauer unter die Lupe. Die Forscher gingen für ihr Experiment davon aus, dass das individuelle Verhalten in Sachen Energieeffizienz nicht nur von den diversen Informationen der Labels geprägt wird, sondern auch davon, wie richtig Menschen die langfristige Ersparnis einschätzen können, die sich hinter der Anschaffung eines energieeffizienten Geräts verbirgt.

Für das Experiment wurden per Zufallsverfahren 1.248 US-amerikanische Einfamilienhaushalte ausgewählt und deren Bewohner jeweils vor die Aufgabe gestellt, sich einen Boiler für Warmwasser anzuschaffen. Sie mussten sich für ein Gerät entscheiden und dabei eine Reihe von Produktmerkmalen einbeziehen – vor allem Kaufpreis, Energieeffizienz, Haltbarkeit, Kapazität und Marke.

Entscheidungsfaktor Nr. 1: Geldersparnis

Dabei zeigte sich, dass die Entscheidung zugunsten eines energieeffizienten (und damit meist in der Anschaffung teureren Geräts) vor allem dann zustande kam, wenn die langfristige Ersparnis bei den Betriebskosten klar ersichtlich war. Komplexere Zusatzinformationen wie Daten zum Energieverbrauch und Angaben zu den CO2-Emissionen hingegen wirkten weitaus weniger.

Generell lässt sich aus den Ergebnissen des Experiments ablesen, dass es vor allem dann gelingt, Verbraucher zu langfristig kostengünstigen Entscheidungen – und damit letztlich zu Energieeffizienz – hinzuführen, wenn die Abzinsung im Vordergrund der Argumentation steht. So scheint die Gegenwartspräferenz des Menschen weniger stark zu wirken, die dazu führt, dass wir das Heute tendenziell dem Morgen vorziehen – also lieber einen in der Anschaffung billigeren Boiler kaufen anstatt die Kosten seines gesamten Lebenszyklus’ in unsere Entscheidung einfliessen zu lassen.

Doch es war im Experiment nicht nur das ersparte Geld, das signifikant stärker als andere Faktoren wirkte: Die plakative Benotung von verschiedenen Modellen, wie sie etwa auch mit der EU-Energieverbrauchskennzeichnung vorgenommen wird, kann die Entscheidung für Energieeffizienz ebenfalls erheblich beeinflussen. Auch hier entschieden sich die Probanden im Experiment gerne für Geräte, deren Reiz nicht in der günstigen Anschaffung, sondern in der attraktiven Abzinsung lag.

Fazit:

  • Gegenwartspräferenzen und Abzinsung haben auf das Verhalten beim Kauf von energieeffizienten Geräten erheblichen Einfluss.
  • Mit der entsprechenden inhaltlichen Gestaltung von Energielabels lässt sich der Kauf von energieeffizienten Geräten anregen.
  • Geldersparnis über den gesamten Lebenszyklus eines Geräts ist die wirksamste Information bei einer Entscheidung für Energieeffizienz.
  • Abstrakte Daten wie Energieverbrauch oder CO2-Emissionen zeigen im Vergleich zur Kostenersparnis relativ wenig Wirkung.