Experimente zeigen: Schlafmangel kann zu unethischem Verhalten führen

Wenn sich Mitarbeiter und Manager unethisch verhalten, schadet das langfristig dem Erfolg einer Organisation. Die Neurowissenschaft zeigt nun einen möglichen Grund für mangelnde Compliance: zu wenig Schlaf.

Experimente zeigen: Schlafmangel kann zu unethischem Verhalten führen
Wenn sich Mitarbeiter und Manager unethisch verhalten, schadet das langfristig dem Erfolg einer Organisation. Die Neurowissenschaft zeigt nun einen möglichen Grund für mangelnde Compliance: zu wenig Schlaf.

Bildlizenz: Public Domain

Wenn in einer Organisation Mängel beim ethischen Verhalten der Mitarbeiter auftauchen, wird das meist recht einfach begründet: Es liege an deren Persönlichkeit. Manchen Menschen neigen dazu, zuallererst an ihren eigenen Vorteil zu denken und dabei die Normen ihrer Organisation aus den Augen zu verlieren. Manche tun das nicht. Und eine grosse Kunst der Führung besteht darin, die einen nicht anzuheuern und die anderen zu fördern.

Dass diese Rechnung zu simpel ist, weist nun Christopher M. Barnes in einem Artikel in der Harvard Business Review auf. Oder wie er sagt: In jedem kann ein Mr. Hyde stecken, der sich in mangelnder Selbstkontrolle ausdrückt.

Die ist allerdings nicht nur von Erziehung und Sozialisation geprägt, sondern auch Resultat eines biochemischen Prozesses im Gehirn: Sobald dem präfrontalen Cortex zu wenig Glukose zugeführt wird, ist die Wahrscheinlichkeit eines Kontrollverlusts besonders hoch. Und ein möglicher Auslöser für diese Reaktionskette ist zu wenig Schlaf.

Barnes, Assistenzprofessor für Management an der University of Washington’s Foster School of Business, führte mit Kollegen zu diesem Thema vier Labor- und Feldstudien durch. Alle zeigten, dass Schlafentzug einen tendenziell umethisches Verhalten mit sich bringen kann – und dazu reichen schon wenige Stunden zu wenig Bettruhe.

Trend zur Sechs-Stunden-Nacht

Ein interessantes Ergebnis in Zeiten, wo Schlafen fast als vergeudete Zeit gewertet wird. Fast 30 Prozent aller US-Amerikaner gönnen sich schon weniger als sechs Stunden Traumzeit pro Nacht, schreibt Barnes. 40 Prozent der Manager halten es ebenso. Das kann als bedenklich gewertet werden, ziehen ihre Entscheidungen doch grosse Konsequenzen nach sich.

Barnes’ Fazit:

Organisationen sollten dem Schlafbedürfnis ihrer Mitarbeiter grösseren Stellenwert einräumen und zum eigenen Wohle von der Regel abgehen, dass ein frühes Erscheinen am Arbeitsplatz und spätes Nachhausegene kombiniert mit ständiger Erreichbarkeit einen wertvollen Mitarbeiter auszeichnen – es könnte dies nämlich negative Auswirkungen auf deren ethisches Verhalten haben.

Quellen: