5 Tipps für ein gesünderes Leben – mit Erkenntnissen der Verhaltensökonomie

Die Erkenntnisse der Behavioral Economics bieten viele praktikable Lösungen für Probleme im Alltag. Zum Beispiel, um besser auf seinen Körper zu achten: Hier fünf Ansätze zu diesem Thema. Sie stammen allesamt aus der neuesten Forschung.

5 Tipps für ein gesünderes Leben – mit Erkenntnissen der Verhaltensökonomie
Plant-rich diet. USDA photo by Scott Bauer, Lizenz: Public Domain

1. Wer Lebensmittel vorbestellt, isst gesünder

Todd Rogers, Katherine L. Milkman und Max H. Bazerman von der Harvard Business School (HBS) sowie dem Analyst Institute zeigen in ihrer Untersuchung I’ll Have the Ice Cream Soon and the Vegetables Later: Decreasing Impatience over Time in Online Grocery Orders, dass es helfen kann, Lebensmittel schon eine Woche vor Lieferung zu bestellen.

Der Grund: Konsumenten tendieren dazu, mit grösserem Zeitabstand eher zu gesunden Lebensmitteln („should“ items) statt reinen Kalorienbomben („want“ items) zu greifen.

2. Strafe für Misserfolg führt eher zu Erfolg

Leslie John, HBS, führte im Rahmen eines Abnehm-Experiments eine Art Diät-Wette durch (“Financial Incentives for Extended Weight Loss: A Randomized, Controlled Trial): Übergewichtige Patienten legten während 32 Wochen täglich bis zu 3 Dollar ihres eigenen Geldes zur Seite. Das Forscherteam verdoppelte jeden ersparten Dollar.

Hatte ein Patient sein Gewichtsziel erreicht, erhielt er das gesamte Geld, andernfalls war alles verloren. Es zeigte sich, dass so die Diätziele signifikant öfter erreicht wurden als bei einer Kontrollgruppe ohne finanzielle Incentives.

3. Ein Rucksack voller Steine …

Ein Rucksack voller Steine symbolisierte für ein Forschungsteam von Harvard und der University of Central Florida die drückende Last eines schlechten Gewissens. Die Studienteilnehmer mussten sich vergangene Erlebnisse vergegenwärtigen, die mit Schuldgefühlen verbunden waren. Danach durften sie zwischen einem Schokoriegel oder einem zuckerfreien Fruchtgummi wählen. Die Hälfte der Personen hatte während des Experiments ausserdem einen sieben Kilo schweren Rucksack zu tragen, die andere Hälfte war nur mit jeweils knapp drei Kilo beladen.

Wie sich zeigte, beeinflusste das Gewicht das Verhalten: Jene, die schwerer zu tragen hatten, zeigten grössere Schuldgefühle und griffen eher zu den gesunden Snacks, um ihre Gewissensbürde nicht noch zu vergrössern. Details zu diesem Experiment: The Burden of Guilt: Heavy Backpacks, Light Snacks, and Enhanced Morality von Francesca Gino, Maryam Kouchaki und Ata Jami.

4. Du hast die Macht!

Amy Cuddy von der Harvard Business School und Kollegen der Columbia University testeten, wie Körpersprache die interne Chemie beeinflussen kann. Es zeigte sich, dass sogenannte Machtposen – Arme in die Hüften stemmen, sich mit aufgestützen Händen über den Schreibtisch lehnen – die Konzentration von Testosteron im Speichel um bis zu 19 Prozent erhöht und das Cortisol um ca. 25 Prozent senkt. Letzteres ist auch als „Stresshormon“ bekannt und für den Fettzuwachs am Bauch mitverantwortlich.

5. Besser nicht beachten, wie viel der andere trainiert!

Leslie John und Michael Norton, beide HBS, untersuchten über sechs Monate hinweg in einem grossen Unternehmen, wie sich die sportlichen Leistungen unter Kollegen beeinflussen lassen. Ein Teil der Studienteilnehmer erhielt Einblick in die Ergebnisstatistiken der bereitgestellten Laufbänder von sich und vier anderen Angestellten. Die Probanden einer weiteren Gruppe wussten über den eigenen Einsatz und den eines weiteren Kollegen Bescheid. In der dritten Gruppe wussten die Probanden nur etwas über ihre eigene Performance. Das Resultat war, dass die Einzelgänger am häufigsten die Laufbänder nützten. In der Gruppe hingegen schienen sich die Teilnehmer eher am kleinsten gemeinsamen Nenner zu orientieren – was die allgemeine Bereitschaft zur Fitness deutlich senkte.

Das bedeutet aber auch, dass öffentliche Information zu gesundheitsfördernden Massnahmen der Mitmenschen „perverse Effekte auf die Gesundheit des Einzelnen hat“, so die Autoren. Das dazugehörige Paper “Converging to the Lowest Common Denominator in Physical Health” ist online noc nicht nachzulesen. Es wird im Laufe des Jahres publiziert.

Fazit:

Verhaltensökonomische Experimente zum Thema Fitness und Abnehmen zeigen, dass …

  • beim Einkauf die Wahl eher auf gesunde Produkte fällt, wenn zwischen Bestellung und Lieferung von Lebensmittel eine grössere Zeitspanne liegt.
  • finanzielle Anreize das Erreichen von Diätzielen unterstützen können (vor allem, wenn es Geld kostet, sie nicht zu erreichen)
  • Schuldgefühle dazu führen können, auf gesündere Lebensmittel zurückzugreifen,.
  • selbstbewusstes Posieren die Körperchemie positiv beeinflusst, weil es die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol reduziert.
  • der Mensch dazu tendiert, sich in der Gruppe bei Leistungsnachweisen zu körperlicher Fitness am kleinsten gemeinsamen Nenner orientiert, was der individuellen Gesundheit nicht unbedingt förderlich ist.