Für Unternehmen ist es enorm wichtig, die richtigen Entscheidungen dafür zu treffen, nach welchen Kriterien sich die Gehälter ihrer CEOs zusammen setzen. Die Prozesse, die letztendlich dazu führen, sind allerdings nicht immer objektiv und nachvollziehbar. Oder wie es die beiden Ökonomen Georgi Kolev und Robin Hogarth in einem Paper formulieren: Es herrscht in manchen Fällen noch immer der Glaube vor, dass die Kräfte und Gesetze des Marktes für optimale Vergütungsstrukturen sorgen.
Deren Wirkung ist natürlich nicht zu unterschätzen, doch gleichzeitig lässt sich nicht ignorieren, dass auf dem Weg zum idealen Vergütungsstrukturen noch andere, nicht minder komplexe Mechanismen wirken. Und manche davon sind nicht rational zu begründen. Die oben erwähnten Autoren haben für ihre Arbeit die illusorischen Korrelationen bei der Vergütung von CEOs untersucht – also Faktoren und Informationen, die keinerlei Zusammenhang mit der Performance eines Managers haben, aber trotzdem sein Gehalt beeinflussen können.
Was sind illusorische Korrelationen?
Illusorische Korrelationen beschreiben die menschliche Neigung, Beziehungen zwischen Phänomenen herzustellen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Sie begegnen uns überall: Zum Beispiel haben viele Eltern Angst davor, ihre Kinder alleine in die Schule gehen zu lassen. Sie glauben, dass der Strassenverkehr heute so viele Gefahren birgt wie nie zuvor. Statistisch lässt sich das zwar nicht beweisen, und doch erliegen Eltern gerne der illusorischen Korrelation, dass die Zunahme von des Verkehrs auch mit der Zunahme von Unfällen einher geht, bei denen Kinder zu Schaden kommen.
Warum? Zum Beispiel, weil bestimmte Ereignisses auffälliger (salienter) sind als andere – in diesem Fall eben tragische Verkehrsunfälle, bei denen Kinder zu schaden kommen. Sie werden von Massenmedien meist besonders prominent behandelt.
Doch was ist nun die illusorische Korrelation bei der Vergütung von CEOs? Ganz einfach: Es zahlt sich aus, gut Golf zu spielen. Kolev und Hogarth haben dafür die Daten des Magazins “Golf Digest” ausgewertet, das alle zwei Jahre die Handicaps der CEOs aus den 300 grössten Unternehmen der USA veröffentlicht, und mit den Daten zur CEO-Vergütung aus den entsprechenden Jahrgängen zusammen geführt. Daraus ergab sich tatsächlich folgende Korrelation: Je besser das Handicap, desto besser die Entlohnung – egal, wie es um die tatsächliche Performance als Manager bestellt ist.
Besseres Handicap, besseres Netzwerk
Die Erklärung für dieses Phänomen: Das Golf-Handicap zeigt, wie gut jemand Golf spielt. Um gut Golf zu spielen, muss man es regelmässig tun. In den USA und auch anderswo ist dafür die Mitgliedschaft in einem Golfclub nötig. Diese Clubs sind auch ein sozialer Raum, in dem einander Investoren, Top-Manager und Verwaltungsräte treffen – und in dem auch informell Entscheidungen angebahnt werden.
Fazit der Autoren:
Auch Faktoren, die in keinerlei Zusammenhang mit der Performance eines Unternehmens stehen, können sich auf die Vergütung des Managements auswirken. Um Vergütungsstrukturen um diese illusorischen Korrelationen zu bereinigen, können klare und objektive Kennzahlen helfen. Eine Möglichkeit dafür ist zum Beispiel, die Performance eines Unternehmen und des Top-Managements mittels relativer Performancedaten zu messen.
Foto: New Brunswick Tourism, Lizenz: CC BY 2.0