Ängste vor Zuwanderung: Die Rolle der wahrgenommenen Loyalität zur Identität der Mehrheit

Immigranten wird oft fehlende Loyalität zur Gesellschaft ihres Einwanderungslandes unterstellt. Der Grund: Viele Menschen können sich nicht vorstellen, dass Menschen mehrere Identitäten in sich tragen – und sich auch zu jeder davon bekennen können.

Ängste vor Zuwanderung: Die Rolle der wahrgenommenen Loyalität zur Identität der Mehrheit

Die sich überall verstärkenden nationalistischen Tendenzen rufen auch die Wissenschaft auf den Plan. Fest steht: Wer einer Mehrheit angehört, hat oft eine negative Einstellung gegenüber Mitgliedern von Minderheiten. Diese wiederum identifizieren sich häufig sowohl mit der Mehrheit als auch mit ihrer Minderheitengruppe. Aber warum genau empfinden „Einheimische“ die „Zugezogenen“ als Bedrohung?

Eine Studienreihe sah sich die dahintersteckenden Mechanismen genauer an und konnte aufzeigen, dass sich eine solche Voreingenommenheit auf der Annahme begründet, dass Personen mit doppelter Identifikation der Mehrheit untreu sind. In Studie 1 stellten Mitglieder einer US-amerikanischen Mehrheitsguppe die Loyalität eines arabischen Einwanderers in Frage, der sich in beide Richtungen identifizierte. Das Misstrauen war in diesem Fall sogar grösser als bei einem Einwanderer, der sich ausschliesslich mit der amerikanischen Mehrheitsgruppe identifizierte.

Studien in den USA und Polen

In Studie 2 wurden Urteile über Einwanderer untersucht, die sich dem US-Militär verpflichten dürfen. Dieselbe Untersuchung wurde in Polen durchgeführt, wo russische Einwanderer im Mittelpunkt standen – die Ergebnisse fielen ganz ähnlich aus.  Ein weiterer Studienteil untersuchte die Fans von verbündeten und rivalisierenden Fussballmannschaften in Deutschland und zeigte: Bestehende Gruppenbeziehungen kommt eine moderierende Rolle in Sachen Loyalität zu.

Das Fazit der Wissenschaftler:

In summary, coalitionally driven perceptions of (dis)loyalty appear to undergird bias toward minority-group members who hold dual identifications.

Und:

If the common assumption is that immigrant groups are disloyal to the nation they move to, challenging this assumption might offset this kind of skepticism.

Den Menschen muss also beigebracht werden, dass in einer Brust tatsächlich zwei Herzen schlagen können: Eines für das Herkunftsland, das andere für die neue Heimat

Quellen: