BEA™ Science: Mit schönen Menschen kooperieren wir lieber

Ein neues Working Paper aus der Universität Zürich zeigt: Wird eine Person als attraktiv wahrgenommen, wird eher mit ihr kooperiert – ökonomische Vorteile inklusive.

BEA™ Science: Mit schönen Menschen kooperieren wir lieber
Ein neues Working Paper aus der Universität Zürich zeigt: Wird eine Person als attraktiv wahrgenommen, wird eher mit ihr kooperiert – ökonomische Vorteile inklusive.

Foto: Screenshot "Golden Balls"-Show

Die Fee, das wissen wir aus Fabel und Märchen, ist nicht nur gut – sie ist auch schön. Und irgendwie, so ahnen wir, könnten das Schöne und das Gute nicht nur bei der Fee in ursächlichem Zusammenhang stehen. Denn ist es nicht tatsächlich so, dass attraktive Menschen auch gerne als sozial kompetenter, vertrauenswürdiger und beliebter wahrgenommen werden? Oder ist das nur ein Vorurteil?

Donja Darai und Silvia Grätz von der Universität Zürich sind in einem Working Paper dieser Frage nachgegangen («Facing A Dilemma: Cooperative Behavior and Beauty»). Genauer: Ob es bei wirtschaftlichem Handeln von Vorteil ist, wenn jemand attraktiv ist – und wie sich Schönheit insbesondere auf kooperatives Verhalten auswirkt.

Dafür haben die Autorinnen viel fern gesehen. Sie analysierten 211 der insgesamt 288 Folgen der britischen TV Game Show “Golden Balls”. Für Verhaltensökonomen ist vor allem das Finale der Show spannend, wenn nur mehr zwei Kandidaten übrig sind. Sie müssen das Geld aufteilen, das sich im Jackpot befindet.

Split or Steal – ein Gefangenendilemma

Jeder muss sich für einen von zwei Bällen entscheiden. In den eine ist das Wort “Split” gedruckt, in den anderen das Wort “Steal”. Die Regeln dazu:

  • Entscheiden sich beide für den “Split”-Ball, wird der Jackpot gerecht geteilt.
  • Entscheidet sich einer für “Split” und der andere für “Steal”, bekommt der “Stealer” das ganze Geld – und der “Splitter” nichts.
  • Entscheiden sich beide für “Steal”, bekommen beide nichts.

Dieses Spieldesign bildet ein klassisches Gefangenendilemma ab: Kooperation oder Egoismus, es ist keine andere Entscheidungen möglich. Und doch werden gerade diese stark von der Attraktivität des Gegners bestimmt.

In der “Golden Balls”-Show stehen die beiden Finalkandidaten einander gegenüber und können obendrein noch miteinander sprechen, ehe sie sich für “Split” oder “Steal” entscheiden. Darai und Grätz haben nun die Daten zum Verhalten der Spielteilnehmer mit externen Bewertungen zur Attraktivität der Spieler kombiniert.

Schönheit kann ökonomische Vorteile bringen

Das Ergebnis bestätigt tatsächlich das eingehend genannte Klischee: Nicht, dass schöne oder weniger schöne Menschen auffallende Unterschiede bei ihrer Bereitschaft zur Kooperation gezeigt hätten – da verhielten sich alle durchschnittlich. Die Kooperationsbereitschaft stieg allerdings signifikant, wenn es einen attraktiven Finalgegner gab, mit dem man kooperieren konnte. Und wenn sich gar noch Mann und schöne Frau gegenüber standen, war sie am höchsten.

Übrigens liess sich der Vorteil der Schönheit im Rahmen der “Golden Balls” Show auch in Geld bemessen. Ein Finalist oder eine Finalistin mit hübschem Gesicht konnte die im Durchschnitt 2153 Pfund mehr an Gewinnen erwarten als ein weniger hübscher. Und die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen, war für attraktive SpielerInnen ebenfalls um 5,9 Prozent höher.

Fazit:

  • Eine als attraktiv geltende Person kann die Kooperationsbereitschaft des Gegenübers steigern.
  • Dieses Phänomen kann in vielen Kontexten zum Tragen kommen – egal, ob bei Assessment-Prozessen im Management oder bei Verhandlungen.

Donja Darai und Silvia Grätz: Facing A Dilemma: Cooperative Behavior and Beauty »