Unerwünschte Nebenwirkungen von Regulierung: Warum “Small is Beautiful” nicht immer gilt

Je mehr eine regulatorische Massnahme anhand der Zahl der Mitarbeiter kleine Unternehmen bevorzugt, desto mehr sorgt sie dafür, dass diese nicht über einen gewissen Punkt hinaus wachsen. Die Folge: Die gesamtwirtschaftliche Leistung kann sinken.

Unerwünschte Nebenwirkungen von Regulierung: Warum "Small is Beautiful" nicht immer gilt

Was sind die Kosten und Nutzen der Regulierung von Wirtschaft? Das ist eine Frage, die leider sehr oft vor allem ideologisch diskutiert wird. Fakt ist jedoch, dass in vielen Ländern kleinere Firmen besser gestellt sind als Unternehmen mit vielen Angestellten. Sehr oft werden Begünstigungen an die Zahl der Mitarbeitenden gebunden – und ab einer gewissen Zahl fallen sie weg.

Eine Forschungsarbeit hat herausgefunden, dass die Effekte von Wirtschaftsregulierungen gemessen werden können. Sie berechnen, wie Unternehmen auch Abgaben reagieren, die von der Unternehmensgrösse abhängig sind.

Die Daten stammen aus Frankreich, wo zahlreiche Regulierungen ab einer Arbeitnehmeranzahl von 50 Personen schlagend werden:

In France, which is the focus of our study, firms face a virtual Tsunami of labor rules when they reach the 50 employee threshold. Enterprises must form a “works council”, offer union representation, have a profit sharing scheme, pay more into a training budget and negotiate with the Labor Ministry if they want to downsize. There are some other regulatory size thresholds, but this is by far and away the most important one for employment law.

Diese Regierungsmassnahmen sollen den Arbeitnehmern zugute kommen, verhindern aber gleichzeitig systematisch, dass Unternehmen wachsen. Für Firmen über einer bestimmten Zahl von Angestellten bedeuten die entsprechenden Gesetze eine deutliche Kostenlast.

Jene Betriebe, welche knapp davor sind, “zu viele” Mitarbeiter zu beschäftigen, lassen sich kreative Ausweichmethoden einfallen. Dazu zählen die Beschäftigung weniger Teilzeitkräfte, ein Schnitt beim Investitionsvolumen oder das Aufteilen des Unternehmens in mehrere kleine Einheiten.

Drei Prozent weniger Gesamtleistung durch Regulierung

Insgesamt drücken Regulierungen die wirtschaftliche Leistung laut Berechnungen der Forscher um drei Prozent. In Ländern mit einer hohen Dichte an regulierender Gesetzgebung für grössere Unternehmen, etwa Italien oder Portugal, ist der Anteil an Kleinfirmen entsprechend höher als in weniger regulierten Nationen, wie den USA oder Grossbritannien.

Ausserdem zeigen die Forschungsergebnisse, dass die Arbeitnehmer zwar Wert auf ihre Schutzmassnahmen legen, aber bei der Wahl ihres Arbeitgebers die zusätzlichen Regulierungen für grosse Firmen herzlich egal sind.

Das Resümee der Autoren:

Our findings do not mean that all regulations are bad. Most regulations are introduced to tackle some problem where the market is perceived to have failed. But these benefits need to be weighed against the costs, which are often hidden and hard to measure. […] The fact that regulations depend on size offers a way to “price out” the overall cost of the regulation. In the case of France these costs are not trivial. Having a lot of small firms is not always a beautiful thing.

Quelle: Luis Garicano (LSE), Claire LeLarge (Banque de France), John Van Reenen (MIT), Why small isn’t always beautiful: labor regulations and firm growth , microeconomicinsights.org, 5 January, 2017